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Böttingen

ehem. Atomwaffenstandort Deutschland

Die ehemalige Raketenstellung Böttingen (48°06’09“N, 08°47’05“O) lag ca. 30 km westlich der Stadt Sigmaringen in Baden-Württemberg. Sie wurde in der Zeit des Kalten Krieges unterschiedlich genutzt.

Zunächst diente sie in den 1960 Jahren den französischen Streitkräften als Feuerstellung für das Flugabwehrsystem Nike. Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die französischen Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Süddeutschland gelegenen Feuerstellungen beteiligt. Dabei handelte es sich um die Standorte Böttingen, Friedrichshafen, Mengen, Münsingen, Stetten und Inneringen. Die in Böttingen stationierte 1./520 war in drei getrennten Bereichen untergliedert: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.

In der Stellung Böttingen waren von 1965 bis 1966 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen (KT). Die größere B-XL besaß 40 kT Sprengkraft. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 40/20 Kilotonnen Sprengkraft. Das Nike-Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. Mit dem Austritt Frankreichs aus der integrierten Befehlsstruktur der NATO am 1. Juli 1966 wurde die Stellung von den französischen Truppen geräumt.

Ab 1969 wurde Böttingen von der US-Armee als QRA-Stellung (Quick Reaction Alert) genutzt. Es handelte sich dabei um eine Pershing-IA-Raketenstellung des 81. Field Artillery Regiments der US-Armee mit drei abschussbereiten Raketen, bestückt mit atomaren Gefechtsköpfen. Die Sprengköpfe vom Typ W50 verfügten über unterschiedliche KT-Werte von 60, 200 oder 400 KT. Am 22. Februar 1970 ereignete sich in der Stellung ein kritischer Unfall. Durch unsachgemäße Wartungsarbeiten an einem scharfen Atomsprengkopft einer Pershing-Raketete, die sich zu diesem Zeitpunkt im QRA-Status befand, fiel der Sprengkopf unkontrolliert zu Boden. Die Stellung wurde sofort geräumt und weiträumig abgesperrt. Die befürchtete Detonation fand nicht statt. (LL)

Bearbeitungsstand: November 2023

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Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer

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