Friedrichshafen
ehem. Atomwaffenstandort Deutschland
Satellitenbild von Friedrichshafen 2012. Mapdaten: ©GeoContent, Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO
Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die französischen Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Süddeutschland gelegenen Feuerstellungen beteiligt. Dabei handelte es sich um die Standorte Böttingen, Friedrichshafen, Mengen, Münsingen, Stetten und Inneringen.
Die ehemalige Nike Stellung (Launching Area) Friedrichshafen (47°40'22“N, 09°25'48“O) lag auf dem heutigen Klinikbereich im Stadtteil Friedrichshafen-Manzell in Baden-Württemberg. Die dort stationierte Einheit 1./621 war in drei getrennte Bereiche untergliedert: die Unterkunft, den Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und den Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.
In der Stellung Friedrichshafen waren von 1965 bis 1966 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen (KT). Die größere B-XL besaß 40 KT Sprengkraft. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 40/20 Kilotonnen Sprengkraft. Für den Einsatz der Gefechtsköpfe gab es genau festgelegte Prioritäten. Beim Anflug eines einzelnen feindlichen Zielobjektes wurde ein kleiner atomarer Gefechtskopf (B-XS) eingesetzt. Beim Anflug mehrerer feindlicher Zielobjekte wurde soweit verfügbar ein großer atomarer Gefechtskopf (B-XL) eingesetzt. Die ebenfalls vorhandenen konventionellen Gefechtsköpfe dienten lediglich als Munitionsreserve.
Mit dem Austritt Frankreichs aus der integrierten Befehlsstruktur der NATO am 1. Juli 1966 wurde die Stellung von den französischen Truppen geräumt. (LL)
Bearbeitungsstand: Januar 2012
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Quellen:
Jürgen Dreifke, Michael Juhls