Friedensbewegung der 1980er Jahre in Deutschland
engl.: peace movement in the eighties in Germany
Die Friedensbewegung richtete sich Anfang der achtziger Jahre zunächst gegen die Stationierungspläne für Cruise Missiles und Pershing II-Atomraketen (NATO-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979/Nachrüstung) und generell gegen die Blockkonfrontation. Sie wurde die größte Massenbewegung in der Geschichte der Bundesrepublik. Viele der in dieser Bewegung entwickelten Aktionsformen (Ziviler Ungehorsam, Blockaden) gehören heute zum alltäglichen Repertoire sozialer Bewegungen. Diese Bewegung baute auf den in den 1970er Jahren gewachsenen Strukturen einer Friedensbewegung auf.
Beispielsweise gehörten Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (ASF) und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), die beide schon in den 1970er Jahren Friedensdienste organisierten, zu den Organisationskernen der damaligen Friedensbewegung. Diese sehr starke Koordination, die sich damit beginnend in der Friedensbewegung herausbildet und zur Gründung des Koordinationsausschusses im Jahre 1983 führte, unterscheidet die Friedensbewegung von den meisten anderen neuen sozialen Bewegungen in der BRD.
Bereits 1980 fand eine bundesweite Friedenswoche statt, in deren Rahmen "tausende Veranstaltungen zum Thema Frieden und Bittgottesdienste für den Frieden" durchgeführt wurden. Die Zeitspanne vom NATO-Doppelbeschluss im Dezember 1979 bis zum Evangelischen Kirchentag im Juni 1981 kann als "Appellationsphase" der neuen Friedensbewegung bezeichnet werden, da hier Appelle an die Bundesregierung und die Aufklärung der Bevölkerung im Vordergrund standen. Die Demonstration während des Evangelischen Kirchentages am 20. Juni 1981 in Hamburg markiert dagegen den Eintritt in die "Demonstrationsphase" der Friedensbewegung, während durch die Blockade in Großengstingen vom 28.07.-12.08.1982 der Beginn der "Aktionsphase" markiert wird.
Der "Koordinationsausschuss" der Friedensbewegung wird schließlich 1983 als ständiges Gremium gegründet und dient der Koordinierung der Aktionen der verschiedenen Spektren der Bewegung und der Vorbereitung gemeinsamer Großaktionen. Zu Ostern 1983 finden in zahlreichen Orten Blockadeaktionen statt, und im September markiert die sogenannte "Prominenten-Blockade" in Mutlangen die breite Akzeptanz dieser Aktionsform. Im Herbst 1983 (Bundestagsdebatte zur Raketen-Stationierung) waren z.B. in vier parallelen Großdemonstrationen nahezu eine Millionen Menschen gleichzeitig auf der Straße.
Nach dem Stationierungsbeschluss vom 21.11.1983 gewann der Protest eine neue Qualität. Er wurde zum massenhaften, gewaltfreien zivilen Ungehorsam und Mutlangen zum Symbolort hierfür.
Die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles wurde als eine Niederlage der Hauptforderung der Friedensbewegung gesehen. Dennoch förderten die Verhandlungen über die Mittelstreckenraketen die Meinung, die Friedensbewegung habe letztlich doch Wirkung gehabt. Ab Frühjahr 1987 begannen außerdem die Verhandlungen über den INF-Vertrag zwischen den USA und der UdSSR über den Abzug der Mittelstreckenraketen, so dass das subjektive Bedrohungsgefühl nachließ.