Am 16. Juli 1945 wurde in Alamogordo in der Wüste New Mexikos der erste Test, Trinity, gezündet. Seitdem haben die fünf Atomwaffenstaaten USA, UdSSR, Frankreich, Großbritannien und China 2045 Atomwaffentests in der Atmosphäre und unter der Erde durchgeführt. Das bedeutet: Bis 1998 gab es jede anderthalb Wochen einen Test. Zusätzlich haben Indien, Pakistan und Nordkorea 14 Tests durchgeführt.
Von der Gesamtsumme wurden 528 Tests in der Atmosphäre, unter Wasser, auf der Erdoberfläche oder im Weltraum gezündet. Diese Tests haben zu einer weltweiten Strahlenbelastung der Erde geführt, was die Gesundheit der Menschen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beeinträchtigte und beeinträchtigen wird. In der Nähe der Testgelände führten die atmosphärischen Tests häufig zu intensivem Fallout und zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen der lokalen Bevölkerung und zu Verseuchungen der Umwelt.
Tests, die von den USA in mehreren hundert Kilometern Höhe im Weltraum durchgeführt wurden, verursachten schwere elektro magnetische Störungen in der Ionosphäre und führten auf der Erde zum Zerreißen der Van-Allen-Gürtel.
Infolge von mehr als 1500 unterirdischen Atomtests zwischen 1957 und heute wurden langlebige Radionuklide in die unterirdische Umwelt eingebracht. In allen Test-Ländern kam es zur Freisetzung von Radioaktivität, entweder durch mangelhaftes Containment (Venting) oder späte Freisetzungen (Seeps), weil nach einem Test Gase durch die Abnahme des Luftdrucks an die Oberfläche gesogen wurden.
Die unterirdischen Atomtests förderten zudem die ökonomische und soziale Abhängigkeit von militärischen Einrichtungen.
In diesem Programm der USA werden die Atomlabors mit gigantischen oberirdischen Waffenforschungseinrichtungen und extrem schnellen Supercomputern ausgestattet, um Computersimulation zu verbessern. Computersimulation ergänzt die verschiedenen Experimente, wie zum Beispiel subkritische und hydrodynamische Tests. Diese ermöglichen es, Teilaspekte und physikalische Grundlagen zu erproben. Durch Computersimulation können die fehlenden Informationen errechnet werden. Solche Programme beruhen nicht nur auf rein theoretischen Grundlagen, sondern sie greifen auch auf eine Vielzahl von Messdaten zurück, die in Experimenten und in früheren Atomtests gewonnen wurden. Im Laufe der Jahrzehnte sind in allen Atomwaffenstaaten die Simulationsprogramme perfektioniert worden. Zusammen mit hydrodynamischen Tests und Experimenten mit Einzelkomponenten spielen sie eine wichtige Rolle, auch bei der Entwicklung neuer Sprengköpfe.
Tabelle: subkritische Atomtests
Staat | Datum | Name | Testgelände |
---|---|---|---|
USA | 02.07.1997 | Rebound | Los Alamos |
USA | 18.09.1997 | Holog | Livermore |
USA | 25.03.1998 | Stagecoach | Los Alamos |
RUSS | 14.09.1998 | Nowaja Semlja | |
USA | 26.09.1998 | Bagpipe | Livermore |
USA | 11.12.1998 | Cimarron | Los Alamos |
RUSS | 08.12.1998 | Nowaja Semlja | |
RUSS | 09.12.1998 | Nowaja Semlja | |
RUSS | 13.12.1998 | Nowaja Semlja | |
USA | 09.02.1999 | Clarinet | Livermore |
USA | 30.09.1999 | Oboe 1 | Livermore |
USA | 09.11.1999 | Oboe 2 | Livermore |
RUSS | Winter 1999 | 7 Tests | Nowaja Semlja |
USA | 03.02.2000 | Oboe 3 | Livermore |
USA | 22.02.2000 | Thoroughbred | Lyner |
USA | 06.04.2000 | Oboe 4 | Livermore |
USA | 18.08.2000 | Oboe 5 | Livermore |
RUSS | 28.08.2000 | Nowaja Semlja | |
RUSS | 31.08.2000 | Nowaja Semlja | |
RUSS | 03.09.2000 | Nowaja Semlja | |
RUSS | 09.-13.12.2000 | 2 Tests | Nowaja Semlja |
USA | 14.12.2000 | Oboe 6 | Livermore |
USA | 26.09.2001 | Oboe 8 | Livermore |
USA | 13.12.2001 | Oboe 7 | Livermore |
USA/GB | 14.02.2002 | Vito | Los Alamos |
USA | 07.06.2002 | Oboe 9 | Livermore |
USA | 29.08.2002 | Mario | Los Alamos |
USA | 26.09.2002 | Rocco | Los Alamos |
USA | 19.09.2003 | Piano | Los Alamos |
USA | 25.05.2004 | Armando | Los Alamos |
USA/GB | 23.02.2006 | Krakatau | Nevada |
USA | 30.08.2006 | Unicorn | Nevada |
USA | 15.09.2010 | Bacchus | Nevada |
USA | 01.12.2010 | Barolo A | Nevada |
USA | 02.02.2011 | Barolo B | Nevada |
USA | 05.12.2012 | Pollux | Nevada |
Quellen: Nevada Desert Experience, Arms Control Association, Bellona, Wm. Robert Johnson
27 subkritischer Tests wurden unter dem „Stockpile Stewardship Program" der USA seit 1998 durchgeführt. Bei einem subkritischen Test werden 50 bis 500 Pfund chemische Explosivstoffe mit kleinen Mengen waffenfähigen Plutoniums in circa 300 Meter Tiefe gezündet. Das Experiment verwendet weniger als die für eine atomare Kettenreaktion notwendige kritische Masse - deswegen „subkritisch" - und erforscht das Verhalten des Plutoniums. Die gewonnenen Daten sind für die Computersimulation gedacht und können der Waffenentwicklung dienen. Das US-Energieministerium hat zukünftige Experimente mit „Atomwaffenkonfiguration" nicht ausgeschlossen.
Auch Russland hat subkritische Tests gemeldet. Weitere Länder führen wahrscheinlich auch derartige Tests durch.
Stand: Dezember 2012