BERTELL, Rosalie
Biologin, 1929 - 2012
Rosalie Bertell wurde zusammen mit Alice Stewart 1986 für die Aufdeckung der tatsächlichen Gefahren – entgegen den offiziellen Behauptungen – geringer Strahlendosen.
Rosalie Bertell wurde zusammen mit Alice Stewart 1986 „für die Aufdeckung der tatsächlichen Gefahren – entgegen den offiziellen Behauptungen – geringer Strahlendosen“ und „für die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Zerstörung der Biosphäre und der menschlichen Gene durch niedrige Strahlendosen“ mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Sie wurde am 4. April 1929 in Buffalo, New York, in den USA geboren. Ihre Mutter war Kanadierin, ihr Vater US-Amerikaner.
Rosalie Bertell gründete das International Institute of Concern for Public Health im kanadischen Toronto und war bis 1996 dessen Vorsitzende. Die promovierte Biologin und Angehörige des Ordens der Grauen Nonnen des heiligsten Herzens, die auch Gründungsmitglied der International Medical Commission mit Sitz in Genf ist, beschäftigt sich seit 1970 mit umweltbedingten Krankheiten. Ihr Hauptziel ist die Verankerung des Rechts auf Gesundheit als Menschenrecht. Bertell war Chefredakteurin der Zeitschrift International Perspectives in Public Health und schrieb das Buch „No Immediate Danger: Prognosis for a Radioactive Earth“, das 1985 erschien.
Sie befasst sich intensiv mit der Erforschung der Umweltfaktoren, die sie für die Hauptursache der zunehmenden Zahl von Leukämieerkrankungen hält. Bei der Beschäftigung mit den Auswirkungen offiziell „normal“ arbeitender Atomkraftwerke im US-Staat Wisconsin kam sie zu dem Ergebnis, dass die radioaktiven Gasemissionen „ein Ansteigen der Sterblichkeit untergewichtiger Neugeborener verursachten“. Sie entdeckte angeborene Missbildungen bei Navajo-Kindern, deren Eltern den Folgen von Atomwaffentests und des Uranbergbaus ausgesetzt waren.
Darüber hinaus hat sie eine Krebsrisiko-Abschätzung für die Nachkommen von Angestellten aus der japanischen Atomindustrie sowie eine vom Deutschen Bundestag in Auftrag gegebene Risikoanalyse für neun Unfallszenarien des in den achtziger Jahren geplanten Schnellen Brüters in Kalkar erstellt. Neben ihrer Beratungstätigkeit für US-amerikanische und kanadische Regierungsbehörden beschäftigte sie sich mit umweltbedingten Krankheiten in Malaysia und auf den Marshall-Inseln.
Rosalie Bertell war Vorsitzende des internationalen medizinischen Ausschusses, der sich mit den Folgen der Chemiekatastrophe im indischen Bhopal befasste. Weiterhin organisierte sie eine Kommission, deren Arbeit zehn Jahre nach dem Super-GAU von Tschernobyl dessen medizinische Folgen zum Inhalt hatte. Im selben Jahr unterstützte Bertell die Menschen der Philippinen, die den Auswirkungen von der US-Marine und -Luftwaffe zurückgelassener giftiger Abfälle ausgesetzt waren. Für diese fühlte die US-Regierung sich nicht verantwortlich, weil die Gifte in den vierziger Jahren nicht in den Verträgen berücksichtigt worden waren.
Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören auch das Golfkriegssyndrom, unter dem zahlreiche US-Veteranen leiden, und die Auswirkungen der von der NATO im Krieg gegen Serbien sowie von den USA im dritten Golfkrieg eingesetzten Uranwaffen.
Rosalie Bertell erhielt außer zahlreichen Preisen auch fünf Ehrendoktortitel. (Quelle: International Institute of Concern for Public Health, Right Livelihood Foundation)
Rosalie Bertell starb am 14.06.2012 an Krebs mit 83 Jahren in Yardlet, Pennsylvania.
Bearbeitungsstand: Mai 2020