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Belarus (Weißrussland)

ehem. Atomwaffenstaat

Belarus (Weißrussland) war neben Russland, der Ukraine und Kasachstan eine der vier ehemaligen Sowjetrepubliken, auf deren Territorium nach Auflösung der Sowjetunion Atomwaffen stationiert waren. Nach Erlangung der Unabhängigkeit befand sich auf dem Territorium Weißrusslands im Herbst 1991 noch ein größeres Atomwaffenarsenal von 81 ballistischen Interkontinentalraketen (ICBM), in zwei Stützpunkten, sowie 725 taktischen Atomwaffen der früheren Sowjetunion.

Mit der Ratifizierung des Vertrages über die Reduzierung strategischer Kernwaffen (START-I) am 4. Februar 1993 wurde der Grundstein für den Abzug aller Kernwaffen aus Weißrussland gelegt. Am 22. Juli 1993 erkannte der weißrussische Staatschef Stanislau Schuschkewitsch die russische Jurisdiktion über die ICBM an und wurde als Nichtatomwaffenstaat Mitglied des Nichtverbreitungsvertrages.

1994 wurde Präsident Lukaschenko Präsident von Weißrussland und kritisierte immer wieder den Abzug der Atomwaffen. Die letzten SS-25-Raketen verließen nach mehreren Verzögerungen das Land Richtung Russland im Jahr 1996. Er nannte den Abzug einen „Fehler“ und ein „Verbrechen“, änderte jedoch nichts am atomwaffenfreien Status Weißrusslands. 

2001 wollte Lukaschenko der endgültigen Zerstörung der Startrampen zunächst nicht zustimmen und die Option einer Rückkehr der Atomwaffen damit offen halten für den Fall, dass sich die NATO gen Osten erweitern sollte. Schließlich vertrat er jedoch die Meinung, dass die Schaffung eines russisch-weißrussichen Unionsstaates 1999 und der damit verbundenen Militärdoktrin 2000 bedeuten würde, dass Russland ohnehin Weißrussland mit Atomwaffen verteidigen würde.

Weißrussland hat den Atomteststoppvertrag unterzeichnet (24. September 1996) und ratifiziert (16. Mai 2000). (Quelle: EEO)

Bearbeitungsstand: Dezember 2016

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