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Los Alamos

Nukleare Forschungseinrichtung, USA

Los Alamos ist eine Stadt im US-Bundesstaat New Mexico. Hier konzentrierten die USA während des 2. Weltkrieges ihre Bemühungen, eine Atombombe zu entwickeln. Der Aufbau von Forschungseinrichtungen begann 1942 im Rahmen des Manhattan-Projekts, nachdem Albert Einstein den US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt in einem Brief darauf hingewiesen hatte, dass Nazi-Deutschland offensichtlich dabei war, eine Atombombe zu entwickeln.

Bis Ende 1942 wurde es den Projektleitern klar, dass sie drei neue Einrichtungen brauchten: Eine Urananreicherungsanlage bei Oak Ridge, Tennessee, eine Produktionsanlage für Plutonium in Hanford, Washington und ein Labor für die Konstruktion der ersten Atombombe, die zunächst „Project Y“ hieß, später bekannt als das „Manhattan-Projekt“.

Der Ort für „Project Y“ sollte abgelegen sein, um die Geheimhaltung zu vereinfachen. Er sollte groß und wenig bevölkert sein, warm genug, um das ganze Jahr arbeiten zu können und weit von der Küste entfernt. Vollkommen isoliert dürfte er aber auch nicht sein, weil man Strom, Wasser und Straßen für Materialtransporte sowie Gebäude für das Personal brauchte. Dafür wählten der militärische Leiter des Projekts General Leslie Groves und der wissenschaftliche Leiter J. Robert Oppenheimer gemeinsam eine Schule in der Nähe von Otowi, New Mexico: die „Los Alamos Ranch School“. Am 7. Dezember 1942 erhielt der Schuldirektor einen Brief vom Kriegsminister Henry L. Stimson, dass die US-Armee das 300 Hektar große Grundstück und 54 Gebäuden übernehmen würde – im „Interesse der Vereinigten Staaten an der Weiterführung des Krieges“.

Laut Wirth und Aldrich soll Oppenheimer später zu einem ehemaligen Lehrer der Los Alamos Ranch School gesagt haben: „Ich bin verantwortlich dafür, dass so ein schöner Platz ruiniert wurde“.

Das Eigentum der Schule und einer Ranch sowie von etwa 24 sogenannten „Homesteaders“ (Siedler*innen) wurde vom Staat abgekauft. Es gibt widersprüchliche Geschichten darüber, wie diese Siedler*innen bewegt wurden, ihr Land zu räumen. Offiziell wurden die Weidegenehmigungen für das Gebiet zurückgezogen, und für jedes Tier, das dort geweidet hatte, wurden Zahlungen zwischen 20 und 30 Dollar geleistet. Das in Privatbesitz befindliche Land wurde entweder nach direkten Verhandlungen erworben oder nach dem Second War Powers Act konfisziert. In den Fällen, in denen das Land konfisziert wurde, wurde zur Beschleunigung des Verfahrens ein „Declaration of Taking“-Verfahren eingeleitet, das es der Regierung ermöglichte, das Land ohne direkte Verhandlungen mit den Eigentümern sofort zu übernehmen.

In der Biografie von Oppenheimer beschrieben Bird und Sherwin es so: „In zwei Tagen leitete die Army den Kauf des Geländes ein, dann kamen die Bulldozer, und nach drei Monaten standen die billigen Baracken mit Schindel- oder Blechdächern, alles armeegrün gestrichen. In ähnlichen Gebäuden entstanden einfach ausgestattete Chemie- und Physiklabors.“

Allerdings erzählten manche der Farmer bzw. ihre Kinder, dass die Leute verängstigt waren, da Menschen im Uniform und mit Gewehren kamen und ihnen sagten, sie dürften das Land nicht mehr nutzen, weil die Regierung es übernimmt. Die Betroffenen konnten zudem das gesprochene Englisch schwer oder gar nicht verstehen, die meisten sprachen nur ihre Muttersprache Spanisch.

Das Gebiet um Los Alamos war auch die Heimat der Pueblo Native Americans. Am nächsten zum Standort lebten die San Ildefonso Pueblo, eine kleine traditionelle Community, die für ihre Keramik bekannt war. Bis heute erhebt weiterhin die First Nation Anspruch auf das Land der Pueblo, wo Los Alamos gebaut wurde, wo sich teilweise heilige Grabstätten befinden.

Viele der Männer aus der Pueblo Community fanden Arbeit als LKW-Fahrer, Bau- und Wartungsarbeiter und Gärtner. Die Frauen machten oft die Kinderbetreuung und wurden Dienstmädchen. Sie erhielten sehr niedrige Löhne dafür und die Pueblo Dorfleute waren arm.

Zeitweise arbeiteten und wohnten bis zu 60.000 Forscher*innen und Techniker*innen, sowie 70.000 weitere Personen auf dem Plateau in der Sierra Nevada.

Heute zählt Los Alamos ca. 11.500 Einwohnende und beherbergt verschiedene Forschungseinrichtungen mit mehr als 6.000 Mitarbeiter*innen, darunter das Los Alamos National Laboratory (LANL). Neben dem Stockpile Stewardship Program zur Erhaltung der vorhandenen Nuklearwaffen wird auch Grundlagenforschung auf naturwissenschaftlichen Gebieten betrieben. xh

► Weitere Informationen über die Entwicklung der Atombombe

Bearbeitungsstand: Juli 2023

Quellen:
Atomic Heritage Foundation: Native Americans and the Manhattan Project, 28.06.2016
Atomic Heritage Foundation: Civilian Displacement: Los Alamos, NM, 26.07.2017
Bird K, Sherwin M: J. Robert Oppenheimer. Die Biografie, List, 2010
Genay L: Land of Nuclear Enchantment: A New Mexican history of the nuclear weapons industry, University of New Mexico Press, 2019
Pajarito Environmetal Education Center: Land Acknowledgement
Wirth JD, Aldrich LH: Los Alamos. The Ranch School Years 1917-1943, 2003

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