Atomwaffen A-Z

Launch-On-Warning (LOW)

dt.: Abschuss nach Warnung

„Launch-on-warning“ (LOW) ist eine Variante der Starttaktiken für Interkontinentalraketen, auch als „Hairtrigger Alert“ bekannt. Der Startbefehl wird sofort nach Eintreffen einer Alarmmeldung erteilt. Eine andere Variante ist „Launch-Under-Attack“ (LUA). Der Startbefehl wird erst erteilt, nachdem der gegnerische Angriff bereits begonnen hat. LOW hatte den militärischen Vorteil, dass die Raketen einen Erstanschlag überleben und auch einen Vergeltungsschlag ermöglichen konnten. Mit der Einführung von Mehrfachsprengkopf-Raketen (MIRV) im Kalten Krieg war die Wahrscheinlichkeit als zu hoch gesehen, dass ein Erstschlag alle Interkontinentalraketen zerstören könnte. Deswegen wurde entschieden, nicht mehr das Antreffen der Raketen abzuwarten, sondern sie schon vorher zu starten. 

Diese Höchstbereitschaft der Raketen auf beiden Seiten verkürzt die Zeit für eine Entscheidung auf wenige Minuten und erhöht die Möglichkeit eines Fehlalarms. Es hat mehrere Vorfälle gegeben, bei denen sich die Warnung als falsch herausstellte und die Entscheidung nicht zu starten sehr knapp war. Ein berühmtes Beispiel wird im Film „Der Mann, der die Welt rettete“ gezeigt, wo der sowjetische Oberst Stanislaw Petrow 1983 entschied, die Raketen nicht zu starten und damit einen Atomkrieg verhinderte.

Heute gibt es die LOW-Taktik noch immer in den USA und Russland und beide halten insgesamt ca. 1.800 Raketen in Höchstbereitschaft. Der Spruch „use them or lose them“ (setze sie ein oder verliere sie) bezieht sich auf LOW und die Notwendigkeit des Starts, bevor die Raketen zerstört werden. (Quellen: Robert Jastrow, Robert I. Widder, William Burr)

Bearbeitungsstand: Dezember 2016

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