Atomwaffen A-Z

ARKHIPOW Wassili

Offizier der russischen Marine, 1926 - 1998

"Ein Typ namens Wassili Arkhipow hat die Welt gerettet." – Thomas Blanton, Direktor des National Security Archives der George Washington Universität, 2002.

Auch wenn dieser Name heutzutage immer noch weitgehend unbekannt ist, ist Thomas Blanton, nicht der einzige, der davon überzeugt ist, dass dieser Wassili Arkhipow – geb. 30. Januar 1926 – die Menschheit vor der  größten nuklearen Katastrophe, wenn nicht sogar vor dem dritten Weltkrieg, bewahrte.

Die Gefahr eines Nuklearkrieges war womöglich nie höher als in 1962, als die Kubakrise ihren Höhepunkt erlangt hatte.

Am 22. Oktober entschied sich US-Präsident Kennedy, aufgrund der auf Kuba stationierten Raketen der Sowjetunion, gegen einen direkten Angriff auf Kuba. Er ordnete stattdessen eine Blockade der Insel an, die sowjetische Schiffe an der Zufahrt hindern sollte und stellte der Sowjetunion ein Ultimatum ihre Nuklearraketen von der Insel zu entfernen. Während die sowjetische und US-amerikanische Regierungen daraufhin bis zum 28.Oktober darüber verhandelten, befand sich ein sowjetisches U-Boot des Typs B-59 bereits auf dem Weg nach Kuba, mit der Anweisung die Blockade zu durchfahren.

Die Kommunikation mit Moskau war bereits ein paar Tage zuvor abgebrochen, als das U-Boot am 27. Oktober von elf Zerstörern der US-Marine umkreist wurde und unter Beschuss stand. Was die USA zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wusste, war, dass sich an Bord des B-59 eine sowjetische Atombombe befand. Ohne vorherige Zustimmung der Regierung wäre diese, im Falle eines Angriffs auf das U-Boot oder auf die Sowjetunion, einsetzbar gewesen. Lediglich alle drei Kapitäne, die sich an Bord befanden, hätten dem Einsatz zustimmen müssen.

Sowohl Kapitän Walentin Sawitski, als auch Kapitän Iwan Maslennikow gingen, auch aufgrund des unterbrochenen Informationsflusses, von einem Angriff bzw. einem bereits begonnen Krieg über der Wasseroberfläche aus. Daher stimmten sie für den Einsatz der Atombombe „Wir feuern die Bombe jetzt ab! Wir werden alle sterben, aber wir werden alle mit uns versenken – wir werden nicht zur Schande dieser Flotte.“  

Lediglich der dritte Kapitän, Wassili Arkhipow, zu diesem Zeitpunkt erst 34 Jahre alt, stimmte gegen den Einsatz. Die genauen Details sind bis heute umstritten, Besatzungsmitglieder berichteten jedoch, dass Arkhipow die beiden anderen überzeugen konnte, dass es sich nicht um einen Angriff seitens der USA handelte und diese sie lediglich dazu aufforderten, aufzutauchen. Sie tauchten daraufhin auf und trafen auf einen US-amerikanischen Zerstörer. Das US-Militär ging jedoch nicht an Bord des U-Bootes, die Atombombe blieb weiter unentdeckt und die sowjetische Besatzung lenkte das B-59 zurück Richtung Norden.

Der tatsächliche Einsatz dieser Atombombe hätte den gesamten Kriegsverlauf geändert und der Vergeltungsschlag der USA, der danach unvermeidlich gewesen wäre, hätte sehr wahrscheinlich zu einem Atomkrieg geführt, der Millionen Menschen ihr Leben gekostet hätte.
 
Arkhipow blieb weiter im Militär, trotz der Kritik, die er und seine Besatzung wegen des Nichteinsatzes der Atombombe durchaus von bestimmten Seiten in der Sowjetunion erfuhren.  Er wurde sogar in den folgenden Jahren mehrmals befördert. 1975 wurde er Leiter der kaspischen Marinehochschule und 1981 wurde ihm der Rang des Vizeadmirals verliehen. Am 19. August 1998 starb er im Alter von 72 Jahren an Nierenkrebs, der womöglich durch die radioaktive Strahlung ausgelöst wurde, welcher Arkiphow im Jahr 1961 als Unteroffizier bei einem Atomreaktorunfall auf einem U-Boot ausgesetzt war.

Seine Heldentat und ihr Ausmaß wurden erst 2002 nach seinem Tod bekannt und öffentlich, als der damalige Offizier Wladim Orlow, der sich an diesem historischen Tag ebenfalls an Bord des B-95 befand, die Geschichte zum ersten Mal preisgab. Auch die USA erfuhren erst am 50. Jahrestag beim Treffen der ehemaligen Kriegsparteien von der Existenz der Atomwaffe und der Relevanz Arkhipows Handlung. In den darauffolgenden Jahren wurden Arkhipow weltweit postum mehrere Orden und Auszeichnungen verliehen, weil er uns höchstwahrscheinlich vor einer der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte bewahrt hat. kk (Quellen: all that's intersting, National Geographic, National Security Archives)

Bearbeitungsstand: August 2019

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