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Sondermunitionslager

engl.: Special Ammunition Storage (SAS)

Während des Kalten Krieges waren die in Europa stationierten US-Atomsprengköpfe, die für einen möglichen Einsatz im Rahmen der NATO nuklearen Teilhabe vorgesehen waren, in verbunkerten Einrichtungen eingelagert, die Sonderwaffen- bzw. Sondermunitionslagern genannt wurden (engl.: Special Ammunition Storage (SAS) oder Weapon Storage Areas (WSA)). In der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise verfügte jeder militärische Großverband (Korps, Division) über ein eigenes Atomwaffendepot.

Für diese Lager galten folgende Kriterien:

  1. Sie lagen grundsätzlich abseits von Wohngebieten und außerhalb anderer militärischer Anlagen.
  2. Im Umfeld der Lager galten erweiterte Schutz- und Sicherungsbereiche, in denen Personen- und Fahrzeugkontrollen durchgeführt werden konnten.
  3. Die Lager durften nur von zuvor registrierten Personen betreten werden.
  4. Alle deutschen Wachsoldaten wurden vor ihrem Dienstantritt durch den Militärischen Absicherungsdienst überprüft.
  5. Es existierten ein äußerer und ein innerer Sicherheitsbereich. Im äußeren Bereich hielt sich das nationale Wachpersonal auf. Der innere Bereich unterlag ausschließlich US-amerikanischer Kontrolle, er konnte nur im Beisein von mindestens zwei US-Soldaten betreten werden.
  6. Im inneren Bereich befanden sich in der Regel zwei oberirdische Bunker, in denen die atomaren Sprengköpfe und die dazu gehörigen Zündsysteme eingelagert waren.

Die Art der atomaren Munition in den einzelnen Lagern war abhängig von der Bewaffnung des jeweiligen Großverbands.

Seit der Einführung des WS3 Waffenlager und Sicherheitssystem (US-Bezeichnung: Weapon Storage and Security System; NATO-Bezeichnung: Weapon Security and Survivability System) wird der Begriff „Sondermunitionslager“ nicht mehr verwendet. In Deutschland befanden sich WS3-Depots an einigen Orten (Brüggen, Hahn, Memmingen, Nörvenich, Ramstein, Wüschheim) aber vermutlich wird heute nur das Atomwaffendepot im Fliegerhorst Büchel noch aktiv für die Lagerung von Atombomben genutzt. LL, xh

Bearbeitungsstand: März 2024

► Weitere Informationen zu Atomwaffenstandorte in Deutschland

Quellen:

Kristensen HM: U.S. Nuclear Weapons in Europe, Natural Resources Defense Council, 2005
US Department of Defense: Nuclear Matters: A Practical Guide, Appendix C: Nuclear Weapons Effects Survivability and Testing, 2008

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