Atomwaffen A-Z

Oldenburg

Die ehemalige Nike Feuerstellung (Launching Area) Oldenburg (53°10'29“N, 8°10'03“O) befand sich auf dem Fliegerhorst unmittelbar nordwestlich der Stadt. Hier waren die 1. FlaRakBtl 24, von Juli 1962 bis April 1964, und die 3. FlaRakBtl 24, von Juli 1962 bis März 1973, stationiert.

Die Batterien bestand aus drei getrennten Bereichen: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage, mit bis zu 6 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe. Während die Raketen in Montagebunkern, oder auf, durch Erdwälle geschützten, Abschussschienen bereit gehalten wurden, lagen die Radaranlagen in exponierter Stellung und konnten nur mit Sandsäcken oder Konturen verwischender Tarnung ungenügend geschützt werden. Zum Eigenschutz, vor allem gegen angreifende Tiefflieger, wurden die Stellungen später zusätzlich mit 20mm Zwillingsgeschützen ausgestattet.

Ab Juli 1962 waren für das Waffensystem Nike Hercules atomare Sprengköpfe vor Ort verfügbar. Es wurden zwei Versionen bevorratet. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen. Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 30 Kilotonnen Sprengkraft. (Quelle: Jürgen Dreifke)

Ein Zeitzeuge erinnert sich: „Die vier Batterien des FlaRakBtls 24 [mit den Feuerstellungen Moorriem, Schönemoor, Oldenburg/Westerscheps und Ristedt] befanden sich in unterschiedlichen Bereitschaftsstufen mit einer Reaktionszeit von maximal 30 Minuten, maximal 3 Stunden, maximal 12 Stunden und mehr als 12 Stunden. Innerhalb einer Batterie hatten mindestens zwei Abschussplätze den selben Bereitschaftsgrad. Konnte eine der Batterien aus technischen Gründen den Bereitschaftsgrad nicht einhalten, dann rückten die anderen Batterien eine Einsatzstufe nach oben. Abhängig vom Bereitschaftsgrad war die Stellung im Schichtbetrieb ständig besetzt und einsatzbereit. Dazu gab es in der Batterie drei Kampfbesatzungen für den Feuerleit- und Abschussbereich, die sich in einem System von 48-Stunden-Schichten während der Woche und 72-Stunden-Schichten am Wochenende abwechselten. Soweit mir bekannt, befanden sich in allen Nike-Stellungen der Bundesluftwaffe atomare Gefechtsköpfe.“ (Quelle: Michael Juhls)

Das Nike-Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. (LL)

Bearbeitungsstand: November 2023

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

siehe auch: KT-Wert

siehe auch: Nike Hercules
 

Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer

Atomwaffen A-Z