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Isfahan

Nuklearforschungszentrum, Iran

Das Isfahan (oder auch Esfahan) Nuklearforschungszentrum (Nuclear Fuel Research and Production Centre = NFRPC) erstreckt sich über ein Areal von ca. 1000 km2 südöstlich der Stadt Isfahan. 1974 wurde das Zentrum mit Hilfe der französischen Firma Technique Atom vor der islamischen Revolution ursprünglich etabliert. Die Forschungsreaktoren wurden ab 1981 mit chinesischer Unterstützung errichtet und bis 1988 fertig gestellt. Isfahan ist ein Mehrzweck-Forschungszentrum, das im Verdacht steht, das Zentrum eines geheimen iranischen Kernwaffenprogramms zu sein. Es betreibt drei kleine, von China gelieferte Forschungsreaktoren, eine Urankonversionsanlage, eine Anlage zur Herstellung von Brennelementen, eine Anlage zur Herstellung von Zirkoniumhüllen sowie weitere Einrichtungen und Labors.

In der Anlage wird das aus Wüstenminen gewonnene gelbe Uranoxid – auch „Yellowcake“ genannt – in Urantetrafluorid (UF4) und das gasförmige Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt. Diese Urankonversion ist eine Vorstufe der Urananreicherung, bei der das Element so veredelt wird, dass es als Brennstoff für Kraftwerke oder aber für Atomwaffen nutzbar ist.

Im Jahr 2003 stimmte Iran unter internationalem Druck der Aussetzung der Urananreicherung zu. Isfahan wurde von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) versiegelt. 2004 gab die IAEO die Erlaubnis, in Isfahan unter ihrer Aufsicht 37 Tonnen „Yellowcake“ zu Testzwecken umzuwandeln. Die Entdeckung eines Tunnelsystems unter der Anlage nährte jedoch Bedenken, der Iran arbeite unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung insgeheim am Bau von Atomwaffen. Die Anlage wurde daraufhin erneut von der IAEO versiegelt. Gegen den ausdrücklichen Protest der IAEO hat Iran die Anlage am 11. August 2005 wieder in Betrieb genommen.

Das NFRPC war 2007 sowohl von den USA, die Europäische Union als auch von den Vereinten Nationen mit Sanktionen belegt. Die Resolution 1747 des UN-Sicherheitsrats enthält ein internationales Reiseverbot und ein Einfrieren von Vermögenswerten gegen Javad Rahiqi, dem Leiter des Zentrums. Die Anlage wurde jedoch 2016 als Folge des Atomabkommens (Joint Comprehensive Plan of Action JCPOA) wieder von der UN-Sanktionsliste mit der Resolution 2231 von der US-amerikanischen Sanktionsliste sowie von der EU-Liste entfernt.

Nach einem Medienbericht, dass es eine Explosion im November 2011 im Nuklearzentrum stattgefunden hat und laut israelischen Geheimdienstquellen, diese „kein Unfall“ gewesen sei, überprüfte das Institute for Science and Internationale Security (ISIS) Satellitenbilder und fand kein Evidenz für eine Explosion im NFRPC.

Im Februar 2024 kündigte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammad Eslami, den Bau eines 4. leistungsfähigen Reaktors im Kernforschungszentrum Isfahan an. Er sagte, der Reaktor hätte eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, darunter Brennstoff- und Kernmaterialtests sowie die Herstellung von industriellen Radioisotopen und Radiopharmazeutika.

Am 13. Juni 2025 begann Israel eine militärische Bombenkampagne gegen Irans Atomprogramm. Unter den Zielen war auch das Nuklearzentrum in Isfahan, das von Israel zweimal angegriffen wurde. Das Zentrallabor für Chemie, eine Urankonversionsanlage, die Produktionsanlage für Brennelemente sowie die Metallverarbeitungsanlage, die sich im Bau befand, wurden getroffen.

In der Nacht vom 21. auf 22. Juni attackierten die USA drei Atomanlagen im Iran: Fordo, Natans und Isfahan. Donald Trump behauptete, dass alle Ziele zerstört wurden; ein interner Bericht der US Defense Intelligence Agency widerspricht jedoch dieser Darstellung. Laut BBC Verify zerstörte „Operation Midnight Hammer“ eine große Anzahl von weiteren Gebäuden. Zudem zeigen neue Bilder einige Schäden an den nördlich des Komplexes gelegenen Tunneleingängen. Irans vorherige Bemühungen, die Eingänge durch Aufschütten von Erde zu verstärken, könnten die Wirksamkeit der US-Angriffe verringert haben. xh

Bearbeitungstand: Juni 2025

Weitere Informationen zum iranischen Atomprogramm

Quellen:

Bertrand N et al: Exclusive: early US intel assessment suggests strikes on Iran did not destroy nuclear sites, sources say, CNN, 25.06.2025 
Deutsche Welle: Iran building a new nuclear reactor in Isfahan, 05.02.2024
Ghannadi-Maragheh M: Iranian Nuclear Fuel Cycle Experience, 05.09.2003
Hassan HD, “Iranian nuclear sites,” Congressional Research Service Report for Congress, 09.08.2007
Iran Watch: Esfahan Nuclear Technology Center, 16.01.2016
ISIS: No visible evidence of explosion at Esfahan nuclear site; adjacent facility razed, 08.12.2011
NTI: Isfahan (Esfahan) Nuclear Fuel Research and Production Centre, 12.06.2023
Sardarizadeh S, Spencer T: Satellite images reveal new signs of damage at Iranian nuclear sites, BBC Verify, 25.06.2025

Im Wortlaut:

UN-Sicherheitsratsresolution 2231, 20.07.2015
UN-Sicherheitsratsresolution 1747, 24.03.2007

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