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Hibakusha

Als Hibakusha werden in Japan die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 bezeichnet. Da die Strahlenkrankheit anfangs als ansteckend galt, wurden Hibakusha in der Nachkriegszeit gesellschaftlich diskriminiert. Selbst heute gibt es noch Hibakusha-Neuregistrierungen, da manche Betroffenen erst jetzt mit ihrer persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit gehen.

Hunderttausende Hibakusha litten an Verletzungen, sie litten auch an ihrer Heimatlosigkeit und waren und sind auf Jahrzehnte von schweren Erkrankungen und seelischen Schmerzen gezeichnet. Die Kinder der Menschen, die der Strahlung ausgesetzt waren, erkranken oft an Spätfolgen durch genetische Fehlentwicklungen. Auch heute gibt es noch Überlebende der atomaren Angriffe, die an den Verletzungen und Folgekrankheiten durch die Bombenexplosion leiden. Und noch heute sterben Atombombenopfer an Krankheiten wie Karzinomen, chronischen Leberschäden, Knochenmarksentzündungen und Blutkrankheiten.

Die Hibakusha haben nicht nur unmittelbar die Schrecken des Atombombenabwurfs erlebt und erlitten, sondern auch die nachfolgende Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben - aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Behinderung und ihrem Sonderstatus als Hibakusha. Sie waren lange Jahre sich selber überlassen. Erst 1956 wurden medizinische Aufwendungen für Atombombenopfer als Ausgabe des japanischen Staates festgeschrieben. Wer bestimmte Kriterien erfüllte, konnte sich als Atombombenopfer anerkennen lassen. Um die lang anhaltenden Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zu bewältigen, führte die japanische Regierung 1994 das derzeit geltende Gesetz zur Unterstützung der Überlebenden der Atombombenabwürfe ein. Dieses umfangreiche Gesetz bietet medizinische, gesundheitliche und soziale Maßnahmen und beinhaltet sogar einige entschädigungsähnliche Aspekte. Dennoch haben die Organisationen der Atombombenüberlebenden (Nihon Hidankyo) die Regierung scharf kritisiert, weil sie es versäumt hat, die Gesamtheit und Unmenschlichkeit der durch die Atombomben verursachten Schäden angemessen zu berücksichtigen, indem sie sich weigerte, das Gesetz auf der Grundlage eines klar formulierten Grundsatzes der "staatlichen Entschädigung" zu erlassen.

Noch schlechter ging es aber jenen über Jahrzehnte fast völlig in Vergessenheit geratenen und ausgegrenzten koreanischen Zwangsarbeitern, die ebenfalls Opfer der Atombomben wurden. Koreaner machten zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs vermutlich 10 % der Bevölkerung in Hiroshima aus. Die koreanischen Hibakusha wurden als Opfer zweiter Klasse marginalisiert und stigmatisiert und erst in den 90er Jahren offiziell anerkannt.

Nicht alle Hibakusha haben sich stillschweigend mit ihrer Opferrolle abgefunden. Es ist eine Hibakusha-Bewegung entstanden - ein Zusammenschluss der überlebenden Strahlenopfer, eine Bewegung der Ausgegrenzten und Geächteten. Eine Reihe Hibakusha haben ihr Leben dem Kampf gegen die Bombe gewidmet. Das Motto des japanischen Verbandes der Atombombenopfer lautet “Nie wieder Opfer von Atombomben”. Auch in Korea haben sich Hibakusha zu einem Atombombenopferverband zusammengeschlossen.

Bearbeitungsstand: August 2023

► Weitere Informationen zum Einsatz von Atomwaffen

Quellen:

Schmid M: Was den Menschen von Hiroshima und Nagasaki Grauenhaftes wiederfahren ist, Lebenshaus Schwäbische Alb, 05.08.2005
Vasileva VB: Addressing the atomic bomb danage: Assiciations between 'state compensation' demands and aspects of survivors' suffering, Global Policy, 25.06.2023

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