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ELLSBERG Daniel

US-amerikanischer Whistleblower und Friedensaktivist, 1931 - 2023

Daniel Ellsberg gab 1971 die geheimen Pentagon-Papiere, mit denen unwahre Angaben der Regierung über den Vietnam-Krieg enthüllt werden konnten, an die Öffentlichkeit.

Am 7. April 1931 in Chicago, Illinois, geboren, trat Daniel Ellsberg nach dem Wirtschaftsstudium in Harvard und Cambridge 1954 in die US-Marine ein. Ab 1959 war er in der einflussreichen Denkfabrik »RAND Corporation« und als Berater des US-Verteidigungsministeriums tätig. 1961 ist der Analyst Ellsberg im Auftrag des Pentagon in Vietnam, 1965/66 für das Außenministerium. 1962 promovierte er in Harvard und wurde 1969 Professor am Massachusetts Institute of Technology. Ab 1967 arbeitet er an der geheimen McNamara-Studie – benannt nach dem damaligen Verteidigungsminister – über die amerikanische Kriegsführung in Vietnam.

Ellsberg gab 1971 die geheimen Pentagon-Papiere, mit denen unwahre Angaben der Regierung über den Vietnam-Krieg enthüllt werden konnten, an die New York Times, die Washington Post und 17 andere Tageszeitungen weiter. Das siebentausendseitige Dokument wurde in Auszügen veröffentlicht, Ellsberg 1971 angeklagt, 1973 jedoch freigesprochen.

Zur selben Zeit wie Ellsberg die Pentagon-Papiere sammelte, kopierte er weitere Dokumente - nach eigenen Angaben, einschließlich der Pentagon-Papiere, bis zu 15.000 Seiten. Die zusätzlichen Dokumente enthielten damals geheime Informationen über das amerikanische Nuklearprogramm der 1960er Jahre. Pläne, in deren Entwicklung der Whistleblower teils selbst involviert gewesen war. Die Dokumente sind jedoch noch vor der Veröffentlichung während eines tropischen Sturms aus ihrem Versteck verschwunden und wurden nie wiedergefunden. Einige der Dokumente sind heute freigegeben, einige bleiben weiter geheim. Die Inhalte arbeitet Ellsberg 2017 in seinem Buch “The Doomsday Machine: Confessions of a Nuclear War Planner” auf, zu dem er auch Notizen und weiteres Material auf seiner eigenen Website (Ellsberg.net) zur Verfügung stellte.  Seinem in den 60er Jahren entwickelten politischen Ethos blieb Ellsberg damit bis heute treu.

Neben seinen Büchern verfasste er zahlreiche Vorträge, Interviews und Artikel, in denn er insbesondere den Irak-Krieg kritisierte und warnt vor den nuklearen Gefahren aggressiver Außenpolitik. Im November 2003 wurde ihm von der deutschen Sektion der International Association Of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA) der Whistleblower-Preis verliehen. Für sein kontinuierliches politisches Engagement erhielt er am 8. Dezember 2006 im Schwedischen Parlament den Right Livelihood Award, besser bekannt als Alternativer Nobelpreis. 2018 erhielt er zudem den Olaf Palme Preis.

Ellsberg setzt sich bis heute für Whistleblower*innen ein und ist ein ausgesprochener Unterstützer der Organisation “WikiLeaks” sowie Whistleblower*innen wie Chelsea Manning und Edward Snowden.

Daniel Ellsberg starb am 16. Juni 2023 in Kensington, Kalifornien. Er war 92 Jahre alt. (rr/red)

Bearbeitungsstand: Juni 2023

Quellen:

Ellsberg D: Snowdon made the right call when he fled the US, Washington Post, 07.07.2013

Daniel Ellsberg, American military analyst and researcher, Britannica

Ellsberg D: The Doomsday Machine: Confessions of a Nuclear War Planner, Bloomsbury Trade, 2017

Veröffentlichungen (Auswahl):
•    Papers on the War (1972)
•    Risk, Ambiguity, and Decision (2001)
•    Secrets: A Memoir of Vietnam and the Pentagon Papers (2002)
•    The Doomsday Machine: Confessions of a Nuclear War Planner (2017)

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