Daisy (Frieden, kleines Mädchen) Werbespot
engl:: "Daisy" Ad (Peace, Little Girl)
Diese politische Fernsehwerbung für die US-Präsidentschaftswahl wurde von Lyndon B. Johnson in Auftrag gegeben. Der offizielle Titel war „Frieden, kleines Mädchen“ aber die Werbung wurde nur als „Daisy“-Werbung bekannt. Der von Tony Schwartz konzipierte und von der Werbeagentur Doyle, Dane und Bernbach produzierte Werbespot wurde nur einmal am 7. September 1964 um 21:50 Lokalzeit auf NBC ausgestrahlt. Die Werbung ist nur eine Minute sechs Sekunden lang, hatte aber eine sehr große Wirkung auf den Wähler*innen. Es wird vermutet, dass der Werbespot US-amerikanische politische Werbung nachhaltig veränderte.
Ein Mädchen pflückt die Blütenblätter eines Gänseblümchens und zählt, teilweise rückwärts. Bei der Wiederholung von „neun“ hört sie auf und ein Countdown beginnt. Das Mädchen blickt hoch und das Bild zoomt auf ihre rechtes Auge. In der Pupille wird eine Atomexplosion gezeigt. Wir hören Johnsons Stimme als er sagt „Das sind die Einsätze. Eine Welt schaffen, in der alle Kinder Gottes leben können, oder in die Dunkelheit gehen. Wir müssen uns entweder lieben oder wir müssen sterben.“ Danach wird man aufgefordert, für Johnson am 3. November zu wählen, weil der „Einsatz zu hoch“ sei, dass man zu Hause bleiben könnte.
Es wurde Filmmaterial von zwei Atomexplosionen im Werbespot verwendet: Der erste Feuerball ist vom „Trinity“-Atomtest am 16. Juli 1945. Der zweite ist der „Annie“-Atomtest in Nevada am 17. März 1953 und wurde seitenverkehrt gezeigt.
Johnsons politische Wahlkampagne gegen den Republikaner Barry Goldwater bezog sich mit dieser Werbung auf Aussagen von Goldwater zum Einsatz von Atomwaffen in Vietnam, der angeblich sagte man könnte „mit einem Knopfdruck 300 Millionen Menschen vor Sonnenuntergang auslöschen“. Johnson wollte implizieren, dass Goldwater bereit sei, Atomkrieg zu führen und sich selber als jemand darstellen, der deeskalieren wollte.
Somit war die Werbung hochkontrovers und blieb vielen in Erinnerung. Johnson wurde kritisiert, dass er damit die Wähler*innen verängstigen wollte und dass die Werbung besonders Kinder erschrecken würde, um auf ihre Eltern Einfluss zu nehmen. Das wäre höchst manipulativ. Die Werbung wurde deswegen zurückgezogen, wurde aber trotzdem durch die Berichterstattung darüber viel in der Öffentlichkeit besprochen. Später gab der persönlicher Referent Johnsons, Jack Valenti, zu, dass das Zurückziehen der Werbung politisches Kalkül gewesen sei.
Fünf Tage später versuchte ein zweiter Werbespot „Das Mädchen mit dem Eis“ in ähnlicher Weise Goldwater als Gegner des partiellen Atomteststoppvertrags darzustellen, wobei der Vertrag nur oberirdische, unter dem Wasser und im Weltraum detonierte Atomversuche verbot. Erst 33 Jahre später wurden alle Atomexplosionen zu Testzwecken verboten. Der Fokus des Werbespots lag auf den Gefahren des radioaktiven Fallouts für Kinder.
Johnson wurde als US-Präsident gewählt.
2010 gestaltete das American Values Net die „Daisy“-Werbung neu, um für die Ratifizierung des New START-Vertrags im US-Senat zu werben. Der Anfang der Werbung ist wie im Original, aber die Aussage eine andere. Russland wird zwar als Aggressor dargestellt aber die vorgeschlagene Lösung ist die Rüstungskontrolle. xh
Bearbeitungsstand: September 2024
Quellen
American Values Net: Daisy Ad (2010), YouTube, 2010
C-Span: The 1964 Daisy Girl Advertisement, 24.10.2011
Schwartz T: „Daisy” Ad, The LBJ Library, YouTube, 1964
The LBJ Library: Ice Cream Ad, 1964
Valenti J: Vietnam: A Television History; LBJ Goes to War, Interview, Open Vault, 23.04.1981