Atomwaffen A-Z

Punggye-ri

Atomtestgelände, Nordkorea

Alle bisherigen sechs Atomtests Nordkoreas (2006-2017) wurden auf dem Atomtestgelände Punggye-ri (auch als Hwaderi bekannt) durchgeführt. Die Anlage befindet sich in den Bergen nördlich der Hamgyeong Provinz im Nordosten des Landes unter dem Berg Mantap. Ende April 2018 legte Nordkorea das Atomtestgelände still und sprengte wesentliche Teile vor gesammelter Presse am 24. Mai 2018, nach einer Gipfelvereinbarung mit dem südkoreanischen Präsident Moon Jae-in, um Frieden zwischen den beiden Teilen Koreas zu fördern.

Es gab vier sichtbare Tunneleingänge im Osten, Norden (Anfangs noch als Westen bezeichnet), Süden und Westen (neuer Eingang) der Anlage. Hinter diesen Eingängen wurde ein komplexes Netzwerk von Tunneln vermutet. Der erste Test fand im Tunnel nordöstlich vom Osteingang statt. Dieser wurde, vermutlich aufgrund zu großer Verseuchung, seitdem nicht mehr genutzt. Alle anderen Teststandorte befanden sich in Tunneln, die nur über den Nordeingang zu erreichen sind. Bisher wurde der Südeingang nicht genutzt. Seit Mitte 2015 wurde der neue Westeingang für die Ausgrabung eines weiteren neuen Tunnels verwendet.

Am 9. Oktober 2006 testete Nordkorea seine erste Atomwaffe in einem  unterirdischen Schacht im Osttunnel von Punggye-ri. Die Druckwelle hatte eine geschätzte Stärke von 4,3 auf der Richterskala und wurde laut US-Geheimdiensten auf weniger als eine KilotonneSprengkraft (TNT-Äquivalent) geschätzt.

Zweieinhalb Jahre später, am 25. Mai 2009, folgte ein zweiter Test, der etwas stärker ausfiel mit einem Wert von 4,52 auf der Richterskala. Das Aufspüren von freigesetzten Edelgasen wie Xenon kann Indizien geben, ob der Atomsprengsatz eine Plutonium- oder Uranbombe sei. Aber keine Edelgase konnten festgestellt werden. Die Explosion hatte wahrscheinlich eine Sprengkraft von zwischen zwei bis sechs Kilotonnen (KT).

Am 12. Februar 2013 zündete Nordkorea eine dritte Atombombe mit einer Stärke von 4,9. Der Test fiel mit einer geschätzten Sprengkraft von sechs bis sechzehn KT etwas stärker aus, als die beiden bisherigen Tests. Dieses mal konnte die CTBTO Edelgase aufspüren, diese waren jedoch für eine genaue Bestimmung zu sehr zerfallen, um eine definitive Aussage über den Bombentyp machen zu können.

2016 gab es zwei weitere Atomtests, am 6. Januar sowie am 9. September. Laut CTBTO meldeten die Messstationen beim Atomtest im Januar eine Stärke von 4,85 auf der Richterskala. Nordkorea gab bekannt, es habe erfolgreich eine Wasserstoffbombe gezündet. Südkorea zweifelte diese Aussage an und vermutet, dass es hierbei lediglich um eine "geboostete" Fissionsbombe handelt. Auch die schwache Sprengkraft (7-10 KT) deute daraufhin, dass Nordkorea eventuell nur suggerieren will, im Besitz einer Wasserstoffbombe zu sein, um seiner Drohung mehr Gewicht zu verleihen. Der Septembertest hatte laut CTBTO eine Stärke von 5,1.

Am 3. September 2017 fand der dritte und bisher letzte Atomtest statt. Es handelte sich entweder um eine Wasserstoffbombe oder eine geboostete Atombombe. Die seismische Stärke soll laut CTBTO 6,1 auf der Richterskala gewesen sein. Damit könnte die Waffe eine Sprengkraft von etwa 250 KT gehabt haben, laut Schätzung des Bundesanstalts für Geowissenschaft und Rohstoffe. US-Geheimdiensten geben eine Bandbreite von 70 bis 280 KT an.

Somit stiegen sukzessive die Stärke der Atomwaffentests und entsprachen damit einer Steigerung, die von unter ein bis meherer Hunderten von Kilotonnen Sprengkraft.

Jeffrey Lewis vom Monterey Institute of International Studies hat eine 3D-Grafik des Atomtestgeländes entwickelt, basierend auf den Informationen, die er und seine KollegInnen gesammelt haben. Sein Modell legt die Schlussfolgerung nahe, dass die Nordkoreaner eine Kopie des US-Atomwaffentestgeländes nach öffentlich zugänglichen Plänen bauten. Darüber hinaus ist Lewis der Meinung, dass genug Raum für viele weitere Atomtests, mit weitaus stärkerer Sprengkraft von bis zu mehreren hundert KT, bestehe. xh (Quellen: 38 North, CTBTO, Kalinowski M, NTI)

[Bemerkung: Unterschiedliche Abschätzungen über die Stärke der Sprengkraft (Yield) resultieren aus den gesammelten Werten mehrerer Messstationen über die seismischen Raumwellen-Magnituden (Magnitude) und verschiedenen Formeln der linearen Regression zwischen Yield und Magnitude für Tests in der Vergangenheit.]

Bearbeitungsstand: Februar 2019

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