Atomwaffen A-Z

via Großbritannien

Vereinigtes Königreich, Atomwaffenstaat

engl.: United Kingdom, Nuclear Weapon State

Die Briten haben ihre erste Atomwaffe 1952 getestet. Seit 1998 hat Großbritannien nur noch ein Atomwaffensystem: eine Flotte von vier atombetriebenen U-Booten der „Vanguard“-Klasse, die mit je 16 seegestützten Trident II D5 Raketen bestückt werden können.

Das Vereinigte Königreich hat seine Atomwaffen seit 1962 für die Verteidigung der NATO deklariert, betreibt sie aber unabhängig davon – nur der britische Premierminister kann den Einsatz von Atomwaffen genehmigen, selbst wenn sie im Rahmen einer NATO-Reaktion eingesetzt werden.

Großbritannien und die USA haben eine eng verflochtene Beziehung, wenn es um Atomwaffen geht. Das Atomwaffentestprogramm der Briten wurde von 1962 bis 1991 auf dem Atomwaffentestgelände in Nevada, USA, durchgeführt. Die britischen Streitkräfte wurden über 30 Jahre lang mit US-Atomwaffen ausgestattet. Die USA haben im Kalten Krieg einige wichtige Stützpunkte und ihre eigenen Atomwaffen und Trägersysteme in Großbritannien gelagert, darunter auch die Thor-Rakete. Die Royal Air Force (RAF)-Stützpunkte Greenham Common und Molesworth waren in den 1980er am bekanntesten, weil es in diesen Basen zu öffentlichkeitswirksamen Protesten gegen die Stationierung von Cruise Missiles (Marschflugkörper) der US Air Force (USAF) unter dem NATO-Doppelbeschluss kam. Die RAF-Stützpunkte Lakenheath und Upper Heyford waren die Hauptstandorte für Jagdbomber mit freifliegenden Atombomben der USAF bis 1991.

Obwohl die britische Regierung immer wieder beteuert, dass die britischen Atomwaffen eine „unabhängige Abschreckung“” darstellen, die Trident-Raketen sind von den USA gemietet, viele Komponenten und Zielsysteme werden von den USA geliefert. Die Sprengköpfe selbst wurden nach US-Design in Großbritannien bei Aldermaston gebaut.

Das Vereinigte Königreich unterhält ein „unabhängiges, glaubwürdiges Mindestmaß an Abschreckung“. Großbritannien versichere, niemals Atomwaffen gegen einen Staat einzusetzen oder damit zu drohen, wenn der betreffende Staat keine Atomwaffen besitzt und Unterzeichnerstaat des Nichtverbreitungsvertrages (NVV) ist. Allerdings nur solange dieser die Verpflichtungen des Vertrags einhalte.

Die britische Regierung behauptet, dass die Atomsprengköpfe an Bord der U-Boote nicht gleich zum Starten bereit sind und ihre Zielkoordinaten im Kontrollzentrum des U-Bootes und nicht in der Rakete selbst sind (d.h. „Dealerted“). Somit sollte es Tage und nicht Minuten dauern, bis eine Rakete abgefeuert werden kann. Allerdings ist diese Verzögerung eher politisch als technisch und kann in einer Krise wieder auf dem alten Bereitschaftsstatus gesetzt werden.

Das Vereinigte Königreich baut derzeit eine neue Klasse von U-Booten der Dreadnought-Klasse und entwickelt einen neuen Atomsprengkopf. Darüber hinaus wird erwartet, dass das Vereinigte Königreich sein Arsenal vergrößern wird und dass die RAF Lakenheath in den kommenden Jahren wieder eine Nuklearmission der US-Luftwaffe übernehmen wird.

In jüngster Zeit gibt es öfters Protest vor dem Lakenheath-Stützpunkt. Lakenheath Alliance for Peace organisierte vom 14. bis 26. April 2025 ein Peace Camp, das mit einer Blockade endete. Sieben Personen wurden verhaftet. Die Gruppe forderte die Regierung auf, Atomwaffen nicht wieder in Lakenheath stationieren zu lassen. Das Verteidigungsministerium erklärte jedoch zuvor, dass es die Anwesenheit von Atomwaffen an einem bestimmten Ort weder bestätigen noch dementieren würde, was einer langjährigen Politik des Vereinigten Königreichs und der NATO entspricht. xh

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Bearbeitungsstand: Mai 2025

Quellen

 

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