Atomwaffen A-Z

Zar-Bombe

engl.: Tsar Bomba oder emperor bomb

Die Zündung der Zar-Bombe (oder Zarenbombe) am 30. Oktober 1961 gilt als die stärkste jemals vom Menschen verursachte Explosion der Geschichte. Die offiziell als RDS-220 bezeichnete Wasserstoffbombe wurde um 11:32 Uhr Moskauer Zeit auf der Insel Nowaja Semlja von einem TU-95 Flugzeug in über 10.000 Meter Höhe abgeworfen. Von westlichen Staaten erhielt sie ihren Kosenamen "Zar-Bombe" ebenso wie zwei andere russische Objekte: die Zar-Glocke und die Zar-Kanone, die auch als die größten ihrer Art gelten.

Die Explosion fand in einer Höhe von ca. 4.000 m statt. Der dabei entstandene Atompilz erreichte kurzfristig eine Höhe von ca. 64 km. Die von der Bombe erzeugte Druckwelle war angeblich so stark, dass sie noch bei ihrer dritten Umrundung der Erde messbar war. Die seismische Welle erreichte 5,0 auf der Richter-Skala. Die Sprengkraft der Bombe betrug ca. 50 Megatonnen (MT) und war damit 3.800-mal stärker als die Hiroshima-Bombe „Little Boy“. Ihre Sprengkraft war auch etwa vier- bis fünfmal stärker als die Castle-Bravo-Bombe, welche die wirkungsvollste, je getestete Atombombe der USA war. Die Zone totaler Zerstörung hatte einen Radius von 35 km, der Feuerball einen Radius von 3,5 km.

Bereits im Juli 1961 befohl Kruschtew die Entwickung einer Bombe mit einer Sprengkraft von 100 MT. Die Zar-Bombe wurde innerhalb von nur 14 Wochen entwickelt und gebaut. Anders als frühere Wasserstoffbomben hatte sie drei Stufen statt zwei, um die Sprengkraft zu erhöhen. Dennoch wurde die Zar-Bombe mit der Hälfte der geplanten Sprengkraft gebaut, um den Fallout zu reduzieren. Sie wog 27 Tonnen, war acht Meter lang und zwei Meter breit. Eine große Herausforderung bei der Konstruktion war die Herstellung eines Fallschirms, welcher die 27 Tonnen schwere Bombe nach dem Abwurf trug Der Fallschirm war mit weißer Farbe gestrichen, um vor der Hitzewelle geschützt zu werden. Er verlangsamte den Fall der Bombe, sodass das Flugzeug mehr Zeit hatte, um von der Explosion wegzukommen. Obwohl die Überlebenschance des Piloten und seiner Crew nur auf 50% geschätzt wurde, haben sie den Test überlebt.

Der Test wurde zu einem Zeitpunkt der erhöhten Spannung durchgeführt. Am 1. September 1961 ging ein dreijähriges Testmoratorium zu Ende. In den folgenden 16 Monaten führten die USA und Russland mehr oberirdische Tests durch als in den vorherigen 16 Jahren.
Militärisch war diese Bombe unter anderem aufgrund ihres hohen Gewichts jedoch unbrauchbar und als reine Machtdemonstration im Zuge des Kalten Krieges konzipiert.

Einer der Konstrukteure der Zar-Bombe war der Physiker Andrej Sacharow, der nach Bezeugung dieser Zerstörungskraft Dissident wurde. In den folgenden Jahren setzte er sich für internationale Abrüstung und Kernwaffen-Kontrolle ein. 1975 wurde er mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.

Im Jahr 2020 veröffentlichte Russland eine 40-minütige Dokumentation, die die Vorbereitungen, den Abwurf und die Folgen der Detonation der Zar-Bombe unkritisch zeigen. (xh, bs)

(Quellen: zdfinfo – Aus der Geschichte lernen, „Die Zar-Bombe-die größte Wasserstoffbombe der Welt“, Dokumentation; Hollen E:Was ist die stärkste Atombombe in der Geschichte?“, futura-sciences.com, 01.05.2021)

Bearbeitungsstand: Oktober 2021

siehe auch: MT (Megatonne)
siehe auch: Sprengkraft
siehe auch: Wasserstoffbombe

Atomwaffen A-Z