Sieben Minuten vor Zwölf: 35 Jahre nach dem Beginn des Atomzeitalters betrachten die USA und die Sowjetunion ihre Waffen immer noch als wichtigen Bestandteil der nationalen Sicherheitspolitik. Das Bulletin gelangt zu der Überzeugung, dass die Atommächte „süchtig“ nach immer mehr Atomwaffen sind.
03.06.Fehlalarm in den USA: Computer melden einen massiven Atomangriff der Sowjetunion. Aber die Informationen sind widersprüchlich: Manchmal sind nur zwei Raketen zu sehen, dann wieder 200. Drei Tage später stellt sich ein fehlerhafter Computerchip als Auslöser heraus. [Future of Life]
25.07. US-Präsident Jimmy Carter unterschreibt Presidential Directive (PD) 59, die eine flexible Antwort im Falle eines andauernden Atomkrieges fordert. [PD-59 im Wortlaut]
19.09. Unfall: Ein Techniker läßt einen Schraubenschlüssel in einem Titan-Raketen-Silo bei Damascus, USA, fallen. Ein Kraftstofftank explodiert und schleudert den 9 Megatonnen-Sprengkopf 600 Meter in die Luft. Der Unfall tötet einen Menschen und verletzt 21 weitere.
16.10.China führt den letzten oberirdischen Atomtest der Welt in Lop Nor durch. [UPI, CNS]
17.10.-17.11. Erste INF-Vorgespräche zwischen den USA und der Sowjetunion finden in Genf statt. [FAS]
04.-06.12. Drei US-amerikanische und drei sowjetische Ärzte treffen sich in Genf, Schweiz, und gründen die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW). [Irwin Abrams]
Vier Minuten vor Zwölf: Der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan verschärft die Beziehungen zu den USA. Neben dem eher symbolischen Abzug der U.S.-amerikanischen Olympiamannschaft wird die Kriegsrhetorik, besonders unter Ronald Reagan, immer deutlicher.
23.02. Der Motor des Sattelzugs einer Pershing-IA-Rakete geht ins Sechselberg, Baden-Württemberg, in Flammen auf und die Rakete explodiert.
25.02. Papst Johannes Paul II ruft in Hiroshima zur Beseitigung der Atomwaffen auf.
02.-04.04. Außenminister Hans-Dietrich Genscher besucht die sowjetische Führung. Er sieht die Sowjetunion nunmehr bereit, ohne Vorbedingungen in Verhandlungen über nukleare Mittelstreckenraketen in Europa einzutreten.
20.05. Bundeskanzler Helmut Schmidt reist zu Gesprächen in die USA. Wichtigstes Ergebnis: Präsident Reagan bekräftigt das NATO-Angebot an die Sowjetunion zur Rüstungsbegrenzung.
27.05. Die regierende SPD-Fraktion stimmt auf einem Parteitag für den NATO-Doppelbeschluss.
07.06. Israel bombardiert einen Atomreaktor nahe Bagdad, Irak. Premierminister Menachem Begin sagt, sein Land müsse tätig werden, bevor Irak erfolgreich eine Atomwaffen baut und gegen Israel einsetzt. Saddam Hussein dementiert, dass der Reaktor für den Bau von Atomwaffen genutzt wurde. [NPR]
06.08. US-Präsident Ronald Reagan trifft die Entscheidung für den Bau der Neutronenbombe mit National Security Decision Directive (NSDD) 7. [New York Times]
17.08. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR erstellt ein Konzept zur Infiltrierung der westdeutschen Friedensbewegung.
05.09. Eine Gruppe von britischen Frauen bauet ein Friedenscamp am US-Luftwaffenstützpunkt Greenham Common, um gegen die Stationierung von Cruise Missiles zu protestieren. [Global NVDA Database]
13.09. Wegen des Besuchs des amerikanischen Außenministers Alexander Haig kommt es in West-Berlin zu Zusammenstößen zwischen Rüstungsgegnern und der Polizei.
10.10. Eine Massendemonstration mit ca. 300.000 Menschen unter dem Motto „Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen“ gegen den NATO-Doppelbeschluss findet im Bonner Hofgarten statt. [Volkmar Deile, Netzwerk Friedenskooperative]
18.11. Die USA bringen den „Null-Lösung“ Vorschlag ein. U.S. Präsident Reagan regt an, die U.S.-amerikanischen Pläne zur Aufstellung von INF-Raketen zu stoppen, wenn die Sowjetunion ihre SS-4, SS-5 und SS-20 eliminiert. Moskau lehnt ab, eröffnet aber die Chance, neue Stationierungen einzufrieren.
22.-25.11. Leonid Breschnew besucht die Bundesrepublik. Zur Frage der Stationierung von Mittelstreckenraketen äußert er sich zurückhaltend.
30.11. Die INF-Verhandlungen werden eröffnet. Die USA streben eine Eliminierung aller atomaren Langstrecken-Raketen an.
25.05. Die Sowjetunion legt bei der 2. Abrüstungsrunde in Genf einen INF-Vorschlag vor. Demnach sollen die Höchstwerte für Mittelstrecken-Raketen und Flugzeuge, die Atomwaffen transportieren können, in Europa bei 300 liegen. Die britischen und französischen Atomwaffen sollen in die Gesamtzahl der USA einfließen.
06.06. Ein 6-stündiges Konzert am Friedenssonntag zur Förderung der nuklearen Abrüstung im Rose Bowl Stadium, Pasadena, Kalifornien, findet statt. U.a. traten Bob Dylan, Joan Baez, Bette Midler, Donovan, Stevie Wonder, Jackson Browne, Crosby, Stills, Nash & Young und Tom Petty auf. 85.000 Menschen besuchen die Veranstaltung.
12.06 Eine Million Menschen demonstrieren in New York anlässlich der zweiten Sondersitzung der UNO zur Abrüstung. Es ist die größte Friedensdemonstration in der Geschichte.
29.06. Die erste Runde von START-Gesprächen in Genf beginnt. Die USA schlagen einen Reduzierungsprozess in zwei Phasen vor.
20.07 Präsident Ronald Reagan stellt die Teilnahme der USA an den Teststoppverhandlungen in Genf ein.
Juni/Juli Während eines Ausflugs in die Genfer Wälder entwerfen Paul Nitze und Juri Kwitsinskj - die U.S.-amerikanischen und sowjetischen Unterhändler - ein informelles Paket eines möglichen INF-Vertrages.
02.11. Auf einer Gefällstrecke bei Karlsruhe versagen bei einem US-amerikanischen Raketentransporter mit einer Pershing-Ia-Rakete die Bremsen, worauf er in den Ort Waldprechtsweier rast, mehrere Autos zerquetscht und einen Autofahrer tötet.
08.03. US-Präsident Ronald Reagan nennt die Sowjetunion „Das Reich des Bösen”.
23.03. US-Präsident Reagan stellt sein „Star Wars”-Projekt vor (Strategic Defense Initiative), das vorsieht, im Weltraum Technologie für das Abfangen von feindlichen Raketen zu stationieren.
26.04. Samantha Smith, ein 10-jähriges US-amerikanisches Mädchen erhält eine Antwort von Andrej Andropow zu ihrem Brief über Ihren Sorgen vor einem Atomkrieg. [Mehr dazu auf englisch]
26.09. Ein sowjetischer Satellit meldet den Start einer US-Rakete. Stanislaw Petrow, der in Serpukhov-15 leitender Offizier ist, verhindert einen Atomkrieg, indem er einen Fehlalarm meldet.
22.10. Im Bonner Hofgarten demonstrieren hunderttausende von Menschen gegen Atomwaffen und für atomare Abrüstung.
27.10. Auf einem NATO-Treffen einigen sich die Alliierten darauf, die Atomwaffen der Allianz auf ein Level zu reduzieren, das die Abschreckungsfähigkeit nicht beeinflusst.
7.-11.11. „Able Archer“ eine großangelegte NATO-Militärübung mit nuklearen Streitkräften, findet in Europa statt. Die Sowjetunion interpretiert die Simulation als einen echten atomaren Angriff, da sie sehr realistisch aussieht und streng geheim gehalten wird. Es wird geglaubt, dass ein Nuklearschlag unter dem Deckmantel einer Übung startet.
13.11. Die ersten Cruise Missiles werden in Greenham Common in Großbritannien trotz massiver Proteste stationiert.
20.11. Der Film „The Day After“ wird zum ersten Mal in den USA vor einem Fernsehpublikum von ca. 100 Millionen Menschen ausgestrahlt.
08.12. Moskau zeigt sich verärgert über die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa und lehnt es ab, ein Datum für START-Gespräche zu nennen.
15.12. Trotz massiver Proteste genehmigt der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der Regierungsmehrheit die Stationierung 108 US-amerikanischer Pershing II-Raketen und 96 Cruise Missiles in Mutlangen. Die Sowjetunion zieht sich daraufhin aus den INF-Verhandlungen zurück
Drei Minuten vor Zwölf: Die Beziehung zwischen den beiden Supermächten – USA und Sowjetunion – erreicht einen Tiefpunkt. Jede Kommunikation wird abgebrochen und Verhandlungen über Rüstungskontrolle eingestellt. Die USA verfolgen eine Expansionspolitik im Weltraum, die die Angst vor einer neuen Rüstungsspirale weckt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht die Folgen eines weltweiten Atomkrieges. Sie schätzt, dass in einem Atomkrieg 1,1 Milliarden Menschen sofort sterben würden. Das entspricht der Hälfte der Weltbevölkerung. Weitere 1,1 Milliarden würden schwer verletzt oder strahlungskrank, so dass keine medizinische Behandlung ihnen helfen könnte.
10.01. Eine nuklear bewaffnete Minuteman-III-Rakete in einem Silo an der Grenze zwischen Nebraska und Wyoming beginnt, falsche Signale abzugeben, die darauf hindeuten, dass sie kurz vor dem Start steht. Die Luftwaffe besteht später darauf, dass sie ein gepanzertes Fahrzeug auf den Silotüren parkte, um die Rakete an Ort und Stelle zu halten.
15.02. Unfall nach dem unterirdischen „Midas Myth/Milagro“ Atomtest in Nevada, USA. Der Felsen über der Testkammer kollabiert 13 Minuten nach der Explosion und 15 Menschen, die im Tunnel Messungen machten, werden verletzt, einer stirbt. Ein 113 Meter breiter und 5 Meter tiefer Krater entsteht. »Untersuchungsbericht (engl.)
02.05. Eine Atombombe vom Typ WE-177 fällt am beim Verladen in ein Flugzeug in Brüggen herunter. Dies verursacht eine zeitweilige Schließung des Stützpunktes.
28.06. Kanada wird atomwaffenfrei: Die letzte US-Atomwaffe wird, nach 20 jähriger Stationierung, abgezogen. 24 Atomsprengköpfe wurden im kanadischen Stützpunkt Comox gelagert. Obwohl die Atomwaffen unter US-amerikanischer Kontrolle blieben, wäre die Verfügung im Einsatzfall an kanadische Piloten übergegangen.
24.11. Die USA und die Sowjetunion kommen überein, Gespräche über Probleme der Atomwaffen und des Weltraums zu führen.
Nordkorea unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag.
07./08.01. Die Außenminister Shultz (USA) und Gromyko (SU) wollen die INF-Gespräche als Teil der NST-Gespräche wieder aufnehmen.
11.01. Bei einer Routineübung fängt die erste Stufe einer Pershing-II Rakete in Heilbronn Feuer und brennt explosionsartig ab.
13.02. Neuseelands Premierminister David Lange verbietet das Anlegen von Schiffen mit Atomwaffen an Bord in neuseeländischen Häfen.
12.03. Die Gespräche über Atomwaffen und den Weltraum (NST) beginnen. Die USA wiederholen ihren Vertragsentwurf von 1983. Die SU behält ihre Position bei. Gorbatschow kündigt allerdings ein Moratorium für die Stationierung von INF an.
10.07. Das in Neuseeland angelegte Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior wird durch zwei Sprengkörper versenkt, ein Fotograf stirbt bei der Explosion. Das Schiff war auf dem Weg zum fränzösischen Atomtestgelände beim Moruroa-Atoll. Durch eine spätere Untersuchung wird festgestellt, dass der französische Geheimdienst für den Angriff verantwortlich war.
06.08. Am 40. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima erklärt die Sowjetunion ein einseitiges Atomtestmoratorium und lädt die USA ein, mitzumachen. Die USA testen weiter.
27.09. Während eines Treffens mit US-Präsident Ronald Reagan und Außenminister George Shultz schlägt der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse vor, die strategischen Raketen um 50% zu reduzieren und gleichzeitig die Zahl der atomaren Sprengköpfe auf 6.000 zu begrenzen.
03.10. Gorbatschow stellt in Paris einen Gegenentwurf zum Vorschlag der USA vor. Darin geht es um das Einfrieren der Stationierung von INF-Raketen. Gorbatschow gibt an, dass ältere SS-4 aussortiert werden und einige SS-20 vom Gefechtsstatus heruntergefahren werden.
01.11. Die USA gehen auf das Angebot der Sowjetunion ebenfalls mit einigen Vorschlägen ein. Darunter die Begrenzung der INF-Raketen-Abschussrampen für die USA und die SU auf 140 in Europa und die Begrenzung 420-450 Sprengköpfe.
10.12. Bernard Lown und Evgjeni Tschasow erhalten den Friedensnobelpreis für die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).
05.01. Nach der Explosion eines Zylinders mit 13 Tonnen Uranhexanfluorid stirbt ein Arbeiter der Sequoyah Fuels Corporation an der Verätzung seiner Lunge.
15.01. Gorbatschow schlägt in Moskau einen Drei-Stufen-Plan für den Abbau aller Atomwaffen bis zum Jahr 2000 vor. » Im Wortlaut (PDF)aus dem IPPNW-Rundbrief 17/1986
23.02. U.S.-Präsident Reagan antwortet auf den Vorschlag Gorbatschows mit einer überarbeiteten Version der „Null-Lösung“. Nun ist die totale Eliminierung aller Pershing-II, GLCMs und SS-20 bis 1990 vorgesehen. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
28.02. Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme wird in Stockholm von einem Unbekannten erschossen.
04.03. Die USA schlagen uni- und bilaterale Verifikationsmechanismen vor (Datenaustausch).
27.03. In Washington unterschreiben Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann und US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger zwei Abkommen über die Beteiligung deutscher Firmen am US-Forschungsprogramm eines Weltraum-gestützten Raketenabwehrsystems SDI. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
29.03. Michail Gorbatschow hält eine Fernsehansprache in der er eine Verlängerung des Atomtestmoratoriums und ein Gipfeltreffen mit Reagan anbietet. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
26.04. Ein Super-GAU im sowjetischen Atomkraftwerk in Tschernobyl fordert eine hohe Zahl von Todesopfern.
17.-19.05. Bei heftige Ausschreitungen am Bauzaun der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf in Bayern werden mehr als 300 Menschen verletzt.
27.05. US-Präsident Ronald Reagan erklärt, dass die USA die Bestimmungen des (nicht ratifizierten) SALT II-Rüstungskontrollabkommens mit der UdSSR nicht länger einhalten werden. Er begründet dies mit der fortwährenden Aufrüstung der Sowjetunion.
29.05. Moskau nimmt eine neue Position ein und besteht jetzt nicht mehr auf die Aufgabe US-amerikanischer Raketenabwehrpläne für die Aufnahme von Abrüstungsverhandlungen. Die Sowjetunion bietet eine „Interimslösung“ an, falls keine Seite den ABM-Vertrag in den nächsten 15-20 Jahren kündigt.
23.06.Nordkorea veröffentlicht eine Erklärung, in der es heißt, das Land werde keine Atomwaffen erproben, herstellen, lagern oder einführen und verbiete anderen Staaten, solche Waffen auf seinem Boden zu stationieren oder durch sein Territorium, seine Luftraum und seine Hoheitsgewässer zu transportieren. Die USA wird aufgefordert, die Lieferung von neuen Kernwaffen nach Südkorea einzustellen und die bereits dort stationierten schrittweise zu reduzieren und schließlich restlos zurückzuziehen. Nordkorea sei jederzeit bereit, mit den USA und Südkorea über die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone auf der Koreanischen Halbinsel zu sprechen. - aus der Dokumentation zur Abrüstung und Sicherheit, Band XXIII, 1985/1986
25.07. In einem Antwortschreiben bezüglich neuer Abrüstungsinitiativen des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow erklärt sich US-Präsident Ronald Reagan bereit, die Stationierung von Weltraumwaffen (SDI) um fünf bis sieben Jahre aufzuschieben.
26./27.07. In Burglengenfeld bei Wackersdorf findet ein Anti-WAAhnsinns-Festival statt, bei dem zahlreiche prominente Rockmusiker unentgeltlich vor 100.000 Zuschauern auftreten. Auf der Bühne stehen unter anderem BAP, Udo Lindenberg, Rio Reiser, die Toten Hosen und Herbert Grönemeyer.
18./19.08. Gorbatschow erklärt, dass das einseitige Atomtestmoratorium bis zum 1. Januar 1987 zum dritten Mal verlängert wird. Reagan antwortet einen Tag später: „Ein Atomtest-Moratorium liegt nicht im Sicherheitsinteresse der Vereinigten Staaten, ihrer Verbündeten und Freunde“. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
30.09.Mordechai Vanunu wird vom Mossad in Rom entführt und dann per Schiff nach Israel gebracht. Er wurde durch eine israelische Agentin, Cheryl Ben Tov, nach Italien gelockt. Die israelische Regierung bestreitet sechs Wochen lang, etwas über seinen Verbleib zu wissen. Vanunu schafft es durch eine Nachricht auf seiner Handinnenfläche am Fenster eines Polizeibuses der Presse mitzuteilen, was ihm geschehen ist.
05.10. Die britische Zeitschrift „Sunday Times“ veröffentlicht Mordechai Vanunus Informationen über das israelische Atomwaffenprogramm.
06.10. Das europäische Parlament verabschiedet die Resolution „Für atom- und chemiewaffenfreie Zonen in Europa“ zum Gipfeltreffen in Reykjavik. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
06.10. Rund 980 Kilometer nordöstlich von den Bermuda-Inseln versinkt das sowjetische Atom-U-Boot K-219 (Yankee-I-Klasse) bei einem Abschleppversuch samt Reaktor und ballistischen Raketen. Am 3. Oktober war im Raketenschacht ein Feuer ausgebrochen. Vier Besatzungsmitglieder kommen ums Leben.
11.10. In Hasselbach im Hunsrück demonstrieren mehr als 100.000 Menschen gegen die Stationierung von US-amerikanischen Marschflugkörpern (Cruise Missiles).
11./12.10. Auf dem „Gipfel von Reykjavik“ kommt es zu keiner Einigung über eine weitreichende Abrüstung der Atomwaffen. Spannungen bleiben auch bei der Raketenabwehr – vor allem über das Weltraumprogramm SDI – bestehen. Die USA stimmen aber zu, mindestens 10 Jahre im ABM-Vertrag verbleiben zu wollen. Das Treffen ebnet den Weg für den INF-Vertrag.
21.10. Gemeinsame Erklärung von SPD und SED zu einem atomwaffenfreien Korridor in Zentraleuropa. » Im Wortlaut (PDF) aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
Mit fast 70 000 Atomsprengköpfen erreicht die nukleare Rüstung 1986 ihren Höhepunkt.
12.01. Zwanzig amtierende westdeutsche RichterInnen blockieren das Mutlanger Pershing ll-Lager. Am 15.01 erscheint die Erklärung der RichterInnen „Die Menschheit als Geisel“ in der Frankfurter Rundsschau. »Erklärung im Wortlaut (PDF)
28.02. Russland entkoppelt die INF-Gespräche von einer Lösung im Streit um Raketenabwehr und ebnet somit den Weg für ein separates INF-Abkommen.
02.04. Aus Frankreich werden sechs sowjetische Bürger ausgewiesen, darunter drei Diplomaten. Sie wurden verdächtigt, Angehörige eines Spionagerings zu sein, dessen Aufgabe die Beschaffung von Unterlagen der Triebwerke für die europäische „Ariane“-Rakete gewesen sei.
03.04. Die Regierungen der DDR und der CSSR unterbreiten in Briefen an Bundeskanzler Helmut Kohl einen neuen Abrüstungsvorschlag, in dem es um die Schaffung eines atomwaffenfreien Korridors in Mitteleuropa geht.
05.04. Die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft (EG) stimmen auf ihrem zweitägigen Treffen in Turnhout (Belgien) der Nulllösung für atomare Mittelstreckenraketen zu.
05.05. Eine Pershing-Rakete landet nach einem Verkehrsunfall bei Heilbronn in einem Graben.
08.05. Die USA präsentieren auf der Grundlage der Gespräche von Reykjavik einen Vertragsentwurf. Dieser enthält u.a. die Reduzierung auf 1.600 Trägermittel und 6.000 Sprengköpfe und eine sieben-jährige Dauer der Reduzierung.
22./23.07. Die Sowjetunion deutet die Zustimmung zur Eliminierung aller Mittelstreckenstreitkräfte (INF) in Europa und Asien an.
06.08. Der sowjetische Außenminister Schewardnadse spricht vor der Genfer Abrüstungskonferenz zur globalen Null-Lösung (zero option), der Rolle der Pershing-1a und Fragen der Überprüfbarkeit. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
26.08. Die Bundesregierung kündigt die Demontage von 72 Pershing-II Raketen durch eine Erklärung von Bundeskanzler Kohl vor der Bundespressekonferenz an. »Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
15.-17.09. Die Außenminister Shultz und Schewardnadse kündigen den Aufbau eines „Zentrums zur Reduzierung des nuklearen Risikos“ an. Das Zentrum soll dem Informationsaustausch dienen.
17./18.09. Generalsekretär Michail Gorbatschow veröffentlicht am 17.9. in „Prawda“ und „Iswestija“ einen Grundsatzartikel mit dem Titel „Realität und Garantien für eine sichere Welt“. Am 18.09 veröffentlichen die Außenminister der UdSSR und der USA eine gemeinsame Erklärung über ihre Vereinbarungen. »Im Wortlaut (PDF) aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik
08.12.INF (Intermediate Nuclear Forces)-Vertrag zwischen den USA und der Sowjetunion über die Eliminierung aller Mittel- und Kurzstreckenraketen wird unterzeichnet. Insgesamt werden unter dem INF-Vertrag bis 1991 2.692 Atomwaffen zerstört: 846 US-Atomwaffen in Westeuropa und 1.846 sowjetische Atomwaffen in Osteuropa.
Sechs Minuten vor Zwölf: Die USA und die Sowjetunion vereinbaren einen Vertrag über Mittelstreckenraketen, der eine komplette Atomwaffenkategorie eliminiert. Reagan und Gorbatschow setzen damit den Wunsch der Bevölkerung in Westeuropa um. Über Jahre galt Europa wegen der Mittelstreckenraketen als potentielles Schlachtfeld in einem Atomkrieg.
06.02. Vor der Küste Floridas explodiert eine zu Versuchszwecken abgefeuerte US-Atomrakete vom Typ „Trident 1” wenige Sekunden nach dem Start.
24.03. Ein israelisches Gericht verurteilt Mordechai Vanunu zu 18 Jahren Haft für die Weitergabe von geheimen Informationen über das israelische Atomwaffenprogramm an die britische Zeitung „Sunday Times”.
14.04. Das dänische Parlament beschließt, Atomwaffen in Friedenszeiten auf dänischem Territorium zu verbieten.
27.05. Der U.S.-Senat ratifiziert den INF-Vertrag. Die Sowjetunion folgt einen Tag später. [Artikel in L.A. Times (engl.)]
31.05. Die USA und die Sowjetunion unterschreiben das Abkommen „Notification of Missile Launches”. Das Abkommen bestimmt, dass die beiden Staaten einander 24 Stunden vor einem Raketenstart von diesem in Kenntnis zu setzen haben. [Abkommen (engl.)]
01.06. Der INF-Vertrag tritt in Kraft. [INF-Vertrag im Wortlaut (PDF)]
20.06. In Ostberlin beginnt das „Internationale Treffen für atomwaffenfreie Zone”. Im Palast der Republik eröffnet Erich Honecker das Treffen mit rund 1000 TeilnehmerInnen.
12.07. Der französische Staatspräsident François Mitterrand besucht auf dem Luftwaffenstützpunkt Luxeuil (Haute-Saone) ein Geschwader mit Kampfflugzeugen vom Typ Mirage 2000-N. Die neuentwickelten Maschinen sind mit Atomwaffen ausgerüstet und unterstreichen – so Mitterrand – die Bereitschaft Frankreichs, ein glaubwürdiges Abschreckungspotential aufrechtzuerhalten.
02.08. 14 AktivistInnen brechen in zehn verschiedene Atomraketenstützpunkte in Missouri ein und pflanzen Sonnenblumen.
01.09 Die ersten neun von 40 Pershing-Raketen verlassen Deutschland. Pershing-Abschiedsplakat am Militärfahrzeug: "We gave peace a chance", wir bewahrten den Frieden.
31.12. Die pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto und der indische Premierminister Rajiv Gandhi unterschreiben ein Abkommen, in dem sie vereinbaren, die Atomanlagen des jeweils anderen Staates nicht anzugreifen. [Abkommen im Wortlaut (engl.)]
09.02. U.S.-Präsident Bush kündigt an, an der Strategic Defense Initiative (SDI) festhalten zu wollen.
12.02. Ein unterirdischer Atomtest in Semipalatinsk wird durchgeführt. Die Explosion verursacht eine plötzliche und starke Erhöhung von Radioaktivität in der Umgebung, die zu anhaltenden Protesten gegen Atomtests führt. Das Ergebnis dieser Proteste: Es ist der letzte Test in Semipalatinsk.
26.02. Der kasachische Dichter Olzhas Suleimenow unterbricht eine Lesung seiner Gedichte im Fernsehen, um über Atomtests in Semipalatinsk zu reden und ruft Bürger*innen seines Landes dazu auf, ihre Missgunst in einer Demonstration zu zeigen. [Global NVDA Database]
28.02. 5.000 Kasachen treffen sich am Hauptquartier der National Writer's Union und gründen damit die Nevada-Semipalatinsk Antinukleare Bewegung. Sie fordern die Schließung des Atomtestgeländes in Semipalatinsk. [Global NVDA Database]
07.04. Auf der Linie zwischen Nordkap und Bären-Inseln kommt das nuklear getriebene sowjetische U-Boot K-278 „Komsomolets” (Mike-Klasse) vom Kurs ab und versinkt nach einigen Stunden Überwasserfahrt. Durch Verbrennungen, Verletzungen, Ersticken und Unterkühlung kommen 42 Besatzungsmitglieder ums Leben. Ein Kernreaktor und zwei Torpedos mit Atomsprengköpfen liegen in 1685 Meter Tiefe, knapp 480 Kilometer von Norwegens Küste entfernt. [Die Komsomolets-Katastrophe][Mehr zu Atomunfälle]
31.05. Nach einer langen Kampagne wird ein Baustopp für die WAA (Wiederaufarbeitungsanlage) Wackersdorf erreicht.
06.06. „Operation Desert Glow” wird durchgeführt: Das FBI stürmt die Rocky Flats Atomwaffenanlage in der Nähe von Denver, Colorado in den USA, nachdem Mitarbeiter der EPA heimlich über Unregelmäßigkeiten berichtet hatten. Es folgt eine Gerichtsverhandlung in der Rockwell eine Reihe von Umweltverbrechen vorgeworfen werden. Schließlich zahlt die Firma 18,5 Millionen US-Dollar Strafe. »Bericht in der NYT
19.06. US-Präsident Bush Snr. gibt bekannt, dass er den START-I-Prozess durch Vertrauensbildende Maßnahmen (VBM) voran bringen möchte.
01.08. Die ersten Cruise Missiles werden aus Greenham Common abgezogen. Der Abzug wird im März 1991 vollendet. »Chronik in der Guardian
01.08. Der Oberste Sowjet verabschiedet eine Resolution, geschrieben von Olzhas Suleimenow, die ein Moratorium von Atomtests der Sowjetunion und der USA fordert. [Global NVDA Database]
06.08. Ca. 50.000 Menschen versammeln sich in der Nähe vom Atomtestgelände Semipalantinsk und werfen Steine (eine kasachische Tradition, das Böse auszutreiben). [Global NVDA Database]
22./23.09. In Wyoming treffen sich die Außenminister Shultz und Schewardnadse um u.a. über Abrüstung zu reden. Die Sowjetunion entkoppelt die START-Verhandlungen vom ABM-Vertrag, behält sich aber das Recht vor, sich aus den START-Verhandlungen zurück zu ziehen, sollten die USA den ABM-Vertrag kündigen.
09.11. Die Berliner Mauer wird geöffnet.
17.11. Der Vorsitzende des Ministerrates der Sowjetunion, Nikolai Ryzhkow, erklärt, dass es bis Ende des Jahres keine weiteren Atomtests in Semipalatinsk geben soll. Eine Woche später wird das Moratorium bis Ende Januar 1990 verlängert. [Global NVDA Database]
03.12. Präsident George Bush und Generalsekretär Gorbatschow treffen sich beim Gipfel in Malta. Dort wird eine Chance seitens der USA verpasst, ein weiteres sowjetisches Abrüstungsangebot zu akzeptieren. Gespräche werden noch zwei weitere Jahre verzögert.