Atomwaffen A-Z

Auswirkungen einer Atomwaffenexplosion

Atomwaffen sind Massenvernichtungswaffen, die durch Kernspaltung und Kernfusion eine enorme Explosionskraft entwickeln.

Atomwaffen unterscheiden sich von allen anderen Waffen durch das Ausmaß der unmittelbaren Zerstörung und durch die katastrophalen humanitären Folgen, sowie durch die langfristigen Folgen des sich ausbreitenden radioaktiven Niederschlages, der über viele Generationen Schäden verursachen kann.

Das Drohen mit Atomwaffen und deren Einsatz widersprechen internationalem Recht, da hierbei Soldaten und Zivilisten unterschiedslos getroffen und getötet werden. Dennoch ist das Drohen mit dem Einsatz von Atomwaffen ein Kernbestandteil der nuklearen Abschreckungsdoktrinen aller Atomwaffenstaaten.

Nach Zündung einer Atombombe kommt es zu einer unkontrollierten nuklearen Kettenreaktion von Kernspaltung (Fissionsbombe) oder von Kernspaltung und Kernfusion (Wasserstoffbombe). Hierbei werden enorme Mengen an Energie in Form von Druckwelle, Hitze und Strahlung freigesetzt. Die Sprengkraft von Atombomben wird in Anlehnung an konventionelle Waffen in TNT-Äquivalenten angegeben. Dennoch wird der zerstörerische Effekt von Atomwaffen damit nur unzureichend beschrieben.

Abb.: Verteilung der freigesetzten Energie einer Atomexplosion

Thermische Strahlung (Hitze)

Die freiwerdende Energie entlädt sich zunächst in einem kurzen intensiven,wenige Millisekunden andauernden Lichtblitz aus ultravioletten Strahlen. Es schädigt das Augenlicht von Menschen bis zur Erblindung, die in die Richtung der Explosion blicken. Unmittelbar anschließend entwickelt sich ein gigantischer Feuerball mit Temperaturen von unvorstellbaren mehreren Millionen Grad Celsius.

Ca. 35% der durch die nukleare Reaktion freiwerdende Energie ist Hitzestrahlung, die sich in Lichtgeschwindigkeit ausdehnt. Die Hitze ist so intensiv, dass fast alles in der Nähe des Epizentrums verdampft. Am Boden des Hypozentrums von Hiroshima herrschten nach Explosion der Atombombe, die in Höhe von 600 m gezündet worden war, noch Temperaturen von 3.000-4.000° Celsius. Von den Menschen  blieben hier nur „Atomare Schatten“ auf dem Asphalt zurück. (1)

Die extreme Hitze führt zu großflächigen Bränden, die durch die Druckwelle zu Feuerstürmen zusammenwachsen. Die Menschen erleiden schwerste Verbrennungen, die unter den dann herrschenden Bedingungen nicht behandelt werden können. Es gibt keine funktionierende Infrastruktur mehr. Das medizinische Personal ist ebenfalls verletzt oder wurde getötet. „Von 298 Ärzten in Hiroshima überlebten nur 28 die Atomexplosion. Gemeinsam mit etwa 130 Krankenpfleger*innen und 28 Apotheker*innen waren sie die Einzigen, die nach der Detonation erste Hilfe leisten konnten.“ (1)

Die Feuerstürme entziehen der Luft den Sauerstoff. Die Luft füllt sich mit toxischen Stoffen, Rauch, Asche und Verbrennungsgasen und gefährdet nicht nur Menschen im Freien, sondern auch im Haus oder in Schutzräumen.Viele Menschen sterben an Sauerstoffmangel oder Kohlenmonoxidvergiftung.

 
Druckwelle
Ungefähr die Hälfte der Energie einer Atomexplosion wird in Form einer Druckwelle frei, die sich mit Schallgeschwindigkeit nach allen Seiten ausbreitet. Nahe des Hypozentrums werden alle Gebäude zerstört.

Auch weiter entfernt werden Menschen durch einstürzende Gebäudeteile, zersplitterte Fenster oder durch umherfliegende Gegenstände verletzt oder getötet. Im menschlichen Körper verursacht der Druck innere Verletzungen der Organe , wie Lungen-und Ohrverletzungen und innere Blutungen.

Die Druckwelle entfacht orkanartige Stürme, die dazu führen, dass Brände sich rasant ausbreiten und zu Feuerstürmen werden. Die Druckwelle verursacht ihrerseits wieder Sekundärbrände, indem sie zu Explosion von Öfen, Benzintanks, Gaskesseln, Ölreservoirs und Raffinerien führt.
 
Strahlung

Im Unterschied zu konventionellen Waffen setzten Atomwaffen ionisierende Strahlung frei.
Man unterscheidet die Sofort-Strahlung und die später einsetzende Rest-Strahlung durch den Fallout.

Sofortstrahlung

Ca 5% der Energie einer Atombombe wird als Sofort-Strahlung in Form von Gamma- und Neutronenstrahlung emittiert, die vom Explosionsmittelpunkt ausgeht und ca. 1 Minute andauert. Menschen, die sich in der Nähe des Explosionsortes befinden, erhalten in der Regel eine tödliche Strahlendosis, werden aber gleichzeitig durch die Hitzestrahlung und Druckwelle getötet. Weiter entfernt, je nach Abstand zum Explosionsort kann die Strahlung durch Schädigung von Zellen und Organen zur akuten Strahlenkrankheit führen oder verzögert zu Leukämie oder anderen Krebserkrankungen.

Rest-Strahlung durch radioaktiven Fallout

Die Strahlung durch den Fallout macht ca. 10% der Energie aus, die bei einer Atombombenexplosion frei wird. Als radioaktiven Fallout oder Niederschlag bezeichnet man die radioaktiven Partikel, die bei der Explosion frei werden, durch die Druckwelle in die Atmosphäre getragen werden und sich dann wieder auf der Erde niederschlagen. Sie bestehen hauptsächlich aus Waffenresten, Spaltprodukten, und bei bodennahen Explosionen auch aus bestrahltem Boden. Die radioaktiven Partikel sind in erster Linie Alpha- und Beta-Strahler. „ Die radioaktiven Stoffe können sich über einen großen Bereich am Boden ablagern, weit über die Bereiche der Zerstörung und Todesfälle hinaus, die durch Druckwelle, Hitze-und Sofortstrahlung hervorgerufen wurden. Sie können entfernte Regionen erreichen und ein Strahlungsrisiko auch lange nach der Explosion darstellen.“ (2) Ein großer Teil der Partikel schlägt sich innerhalb von 24 Stunden nieder. Bei Explosionen in großer Höhe, bei der die Spaltprodukte bis in die Stratosphäre aufsteigen, können diese auch monatelang in der Schwebe bleiben und zu einem Globalen Fallout führen.

Die Menschen sind der Strahlung sowohl äußerlich ausgesetzt (durch Partikel in Luft, Wasser, Boden), als auch innerlich (durch Einatmen der Partikel und Nahrungsaufnahme). Über die Konzentration in Pflanzen und Tieren gelangen viele Radioisotope in die Nahrungskette.

Hohe Strahlendosen töten Zellen ab, beeinträchtigen Organe und führen zu einem raschen Tod. Niedrige Strahlendosen führen über Mutationen in den Zellen zum Ansteigen von Blutkrebs wie Leukämie und soliden Tumoren von Lunge, Schilddrüse und Brust und  anderen Organen. Während des ganzen Lebens besteht für die betroffenen Menschen ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. (3) (4)

Zu den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki siehe ICAN-Broschüre „Katastrophales humanitäres Leid“ , Seite 5.

Auf die besondere Abhängigkeit der Strahlensensibilität von Alter und biologischem Geschlecht weist Mary Olson in ihren neuesten Studien hin.(5)

Elektromagnetischer Impuls

Durch das Zünden einer Atombombe kann ein sog. elektromagnetischer Impuls ausgelöst werden, der in weiten Gebieten elektronische Geräte lahmlegt.

►Quellen

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