Seit einigen Jahren kursieren Gerüchte über ein angebliches Nuklearprogramm Burmas. Nach Angaben der in Norwegen ansässigen Nichtregierungsorganisation „Democratic Voice of Burma“, die sich vor allem auf Angaben des ehemaligen burmesischen Majors Sai Thein Win stützen, beabsichtigt die Junta Burmas, Atomwaffen zu entwickeln.
Geteilt wird diese Auffassung in verschiedenen Berichten der internationalen Presse. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton vermutet, dass Burma das Ziel hat, Atomwaffen herzustellen, und verweist in Interviews auf militärische Verbindungen zwischen Burma und Nordkorea.
Ein von der Democratic Voice of Burma in Auftrag gegebener Bericht, den der ehemalige IAEA-Inspektor Robert E. Kelley verfasste, überprüfte die von Sai Thein Win gelieferten Dokumente und Photos. Er kam jedoch zu dem Ergebnis, dass Burma noch weit entfernt vom Bau einer Atombombe sei. Es konnte auch nicht ermittelt werden, ob das Land ernsthaft an Atomwaffen interessiert ist.
Clinton geht scheinbar von Atomwaffenaktivitäten Burmas aus, weil das Land Geschäfte mit einer nordkoreanischen Firma gemacht haben soll, die sich auf Atomtechnologie spezialisiert hat. Auch andere Verbindungen Burmas zu Nordkorea sind ein Grund für diese Annahme. Handfeste Beweise für eine militärische Zusammenarbeit der beiden Staaten existieren bislang nicht. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Berichten, die in diese Richtung deuten. Die meisten dieser Berichte stützen sich allein auf Aussagen von Exilanten, die zum Beispiel Tunnel- und Reaktorbauten in Naung Laing im Norden des Landes betreffen.
Zu einer auf zahlreichen Photos dokumentierten Anlage sagt unter anderem das Institute for Science and International Security, dass diese zwar militärischen Zwecken diene, für einen Atomreaktor aber völlig ungeeignet sei. Auch die IAEA beobachtet unter anderem diesen Komplex seit Jahren und ist sich zu 99% sicher, dass sich in diesem Gebäude kein Reaktor befinden kann.
Als Unterzeichner des Abkommens über einer atomwaffenfreien Zone in Südostasien wäre jede Unternehmung Burmas, die auf die Herstellung von Atomwaffen abzielte, bereits eine Vertragsverletzung. Das Land ist seit Unterzeichnung des Nichtverbreitungsvertrag 1992 sowie des "Small Quantities Protocol" der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA 1995 dazu verpflichtet, den Import und Export nuklearen Materials auch in kleinen Mengen anzugeben. Wenn es beabsichtigt, eine nukleare Anlage zu bauen, müsste die IAEA sechs Monate vor Erhalt des entsprechenden Materials informiert werden. Burma hat erklärt, nur geringe Mengen nuklearen Materials zu besitzen. Burma wird unter dem Safeguards-Abkommen regelmäßig von Inspektoren der IAEA besucht und bei diesen Inspektionen wurden bisher keine Beweise für illegale Aktivitäten gefunden. Das Land hat das Zusatzprotokoll zum Safeguards-Abkommen jedoch nicht unterzeichnet, das die IAEA mit weitergehenden Rechten ausstattet.
Für weiteres Misstrauen seitens der US-Regierung und einzelner Nichtregierungsorganisationen sorgen Verbindungen zu Russland. Dort sollen burmesische Militärs an russischen Eliteinstituten wie dem Moscow Engineer Physics Institute Kenntnisse über Atom- und Raketentechnologie ausgebildet werden. Allerdings ist es angesichts der wenig entwickelten technischen und wissenschaftlichen Infrastruktur in Burma unwahrscheinlich, dass das Land in nächster Zeit zum Bau einer Atombombe in der Lage sein wird, sollte die Regierung sich zu diesem Schritt entscheiden.
Bearbeitungsstand: Dezember 2010