Ein erster Vorschlag zu einem Abkommen über ein Atomtestverbot wurde 1954 von Indien unterbreitet. Seither haben die Vollversammlung der Vereinten Nationen und andere internationale Foren wie die Abrüstungskonferenz in Genf (und deren Vorläufer) an der Verwirklichung eines allgemeinen Teststoppabkommens gearbeitet. Am 10. September 1996 verabschiedete zwar eine Sondersitzung der Vereinten Nationen eine Resolution, die den Atomteststoppvertrag ins Leben ruft, dennoch ist er noch nicht in Kraft getreten.
Am 31. Oktober 1958 wurde von den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und Großbritannien in Genf eine Atomteststopp-Konferenz eröffnet. Die USA und die UdSSR verständigten sich außerdem auf eine vorübergehende Einstellung ihrer Atomtests ("Moratorium"). Bis zum Ende der Konferenz hatten sich die beteiligten Staaten fast auf ein Verbot aller Tests in der Atmosphäre, unter Wasser, im All und unter der Erde ab einer bestimmten Sprengkraft geeinigt und befürworteten für Atomexplosionen unterhalb dieses Grenzwertes ein Moratorium.
Im Laufe des Jahres 1961 beendeten sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sowjetunion ihr Moratorium und begannen erneut mit Atomwaffenversuchen. Dadurch wurde wieder das öffentliche und politische Interesse an einem Teststoppabkommen geweckt.
Der nächste Versuch zu einer Beschränkung von Atomwaffentests führte am 25. Juli 1963 zwischen den USA und der UdSSR zu einem Abkommen über ein teilweises Testverbot (PTBT = Partial Test Ban Treaty), das alle Atomwaffenversuche in der Atmosphäre, unter Wasser und im All ausschloss. Der Vertrag trat am 10. Oktober 1963 in Kraft und brachte für die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion und für Großbritannien das Ende aller Tests in der Atmosphäre. (Frankreich und China, die den Vertrag nicht unterzeichnet hatten, setzten ihre Versuchsprogramme in der Atmosphäre fort.) Inzwischen sind rund 120 Staaten dem Abkommen beigetreten.
Während der heißen Phase des Kalten Krieges in den 80er Jahren wurde erneut Interesse an Rüstungskontrolle, atomarer Abrüstung und der Verwirklichung eines allgemeinen Teststoppabkommens laut. Als eine seiner ersten Abrüstungsinitiativen nach Übernahme der Regierungsgewalt im Jahre 1985 verkündete Michail Gorbatschow, die Sowjetunion werde ab dem 6. August (Hiroshima-Tag) alle Atomwaffentests einstellen, und er lud die anderen Atommächte ein, diesem sowjetischen Moratorium beizutreten. Doch keine der anderen Atommächte reagierte auf Gorbatschows Appell. Nach einem 19-monatigen Moratorium nahm die Sowjetunion ihre Atomwaffenversuche im Februar 1987 wieder auf. Am 5. Oktober verkündete Gorbatschow erneut ein einjähriges Moratorium für Atomwaffentests. Dem Moratorium stimmte am 26. Oktober 1991 auch der neue russische Präsident Boris Jelzin zu. Diesmal reagierten auch die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich und setzten ihre Tests ebenfalls aus.
Dank einer von der Vollversammlung der Vereinten Nationen einstimmig verabschiedeten Resolution erhielt die Abrüstungskonferenz in Genf schließlich am 19. November 1993 ein nachdrückliches Mandat zu Verhandlungen über einen umfassenden Atomteststoppvertrag (CTBT = Comprehensive Test Ban Treaty). Die Abrüstungskonferenz richtete daraufhin einen "ad hoc"-Ausschuss ein, und die Arbeit für das Abkommen über ein Atomtestverbot lief Anfang 1994 an.
Die Verhandlungen kamen erst voran, nachdem der Atomwaffensperrvertrag (NPT) 1995 unbefristet verlängert wurde. Während der Verhandlungen nahm China seine Atomwaffenversuche wieder auf und Frankreich kündigte eine neue Reihe von Atomtests an. Indien blockierte die Verhandlungen, weil es vorher auf einem Zeitplan für die atomare Abrüstung bestand, den die Atomwaffenstaaten nicht liefern wollten. Bis zum Ende der Sitzungsperiode im Sommer 1995 konnten die Verhandlungsparteien zu keinem Ergebnis kommen, also wurde die ganze Angelegenheit der UN in New York übergeben. Am 10. September 1996 verabschiedete eine Sondersitzung der Vereinten Nationen die von Australien eingebrachte Resolution A/70/L.78. mit 158 Ja stimmten, bei drei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen. Damit wurde der aus den Genfer Verhandlungen hervorgegangene und dort nicht im Konsens zu verabschiedende Text des Atomteststoppvertrages angenommen.
Gegen den Vertrag ist einzuwenden, dass er:
Der Vertragstext entspricht nicht den gewünschten Zielvorstellungen - aber er gibt eine international gültige Norm vor, mit der zukünftig gegen mögliche Atomtests angegangen werden kann. Die Abstimmung machte deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Staatengemeinschaft mit ihrem Ja zur Resolution die Modernisierung der bestehenden Atomwaffenarsenale verhindern möchte.
Mehr als 15 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Resolution haben bisher 183 Staaten den Vertrag unterzeichnet und 159 haben ihn ratifiziert. Dennoch haben die USA bereits unter Präsident Clinton entschieden, ihn nicht zu ratifizieren. Präsident George W. Bush, hat jedoch ausdrücklich seine Absicht erklärt, den Vertrag nicht weiter zu unterstützen und möglicherweise Atomtests in den USA wieder aufzunehmen. Sein Nachfolger Barack Obama hat während seiner Wahlkampf versprochen, sich für eine Ratifizierung des Teststoppvertrages stark zu machen.
Von den 44 Staaten mit Atomwaffen oder Atomenergieprogrammen, die den Vertrag gesondert zu ratifizieren haben, taten dies bisher nur 36. Es bleibt zu befürchten, dass der Vertrag unter dem allgemeinen Stillstand der Abrüstung leidet und vielleicht nie in Kraft tritt. Die USA, China, Israel, Iran, und Ägypten müssen noch ratifizieren. Nordkorea, Indien und Pakistan haben noch nicht unterzeichnet.
Am 24. September 1996 unterzeichnete Präsident Clinton den Atomteststoppvertrag. Ein Akt, der nach internationalem Recht den Unterzeichner dazu anhält, von jeglicher Handlung Abstand zu nehmen, die dem Kern des Vertrages zuwider läuft. Doch bereits am 8. Oktober 1996 erklärte das US-amerikanische Energieministerium, im Rahmen des “Stockpile Stewardship Program”subkritische Atomtests durchführen zu wollen.
In diesem Programm der USA werden die Atomlabors mit gigantischen oberirdischen Waffenforschungseinrichtungen und extrem schnellen Supercomputern ausgestattet, um Computersimulationen zu verbessern. Computersimulationen ergänzen die verschiedenen Experimente, wie zum Beispiel subkritische und hydrodynamische Tests. Diese ermöglichen es, Teilaspekte und physikalische Grundlagen zu erproben. Durch Computersimulation können die fehlenden Informationen errechnet werden. Solche Programme beruhen nicht nur auf rein theoretischen Grundlagen, sondern sie greifen auch auf eine Vielzahl von Messdaten zurück, die in Experimenten und in früheren Atomtests gewonnen wurden. Im Laufe der Jahrzehnte sind in allen Atomwaffenstaaten die Simulationsprogramme perfektioniert worden. Zusammen mit hydrodynamischen Tests und Experimenten mit Einzelkomponenten spielen sie eine wichtige Rolle, auch bei der Entwicklung neuer Sprengköpfe.
Eine Reihe subkritischer Tests wurden unter dem Program der USA seit 1998 durchgeführt. Bei einem subkritischen Test werden 50 bis 500 Pfund chemische Explosivstoffe mit kleinen Mengen waffenfähigen Plutoniums in circa 300 Meter Tiefe gezündet. Das Experiment verwendet weniger als die für eine atomare Kettenreaktion notwendige kritische Masse und erforscht das Verhalten des Plutoniums. Die gewonnenen Daten sind für die Computersimulation gedacht und können der Waffenentwicklung dienen. Das US-Energieministerium hat zukünftige Experimente mit "Atomwaffenkonfiguration" nicht ausgeschlossen. Auch Russland hat subkritische Tests gemeldet. Weitere Länder führen wahrscheinlich auch derartige Tests durch.
Bearbeitungsstand: Februar 2013