Atomwaffen A-Z

Südafrika

Südafrika begann 1969 mit seinem Atomprogramm. Erklärtes Ziel war die Forschung für eine friedliche Nutzung. Die Abschreckungswirkung gegenüber den verfeindeten Nachbarn war dabei ein willkommener Nebeneffekt. Im Laufe dieses Forschungsprogramms entwickelte Südafrika überdies eine Verfahrenstechnik zum Bau von Atomwaffen mit Urananreicherung. Bis Anfang der 1990er war Südafrika im Besitz von bis zu 6 Atomsprengköpfen. Technische Hilfe sowie Know-how erhielt es dabei vom nicht anerkannten aber tolerierten Atomwaffenstaat Israel.

Konsequenz der Atomforschung und der andauernden Apartheid war der Ausschluss vom politischen Prozess und auch von der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit einem Gros der Industrienationen.

1979 wurde mit Hilfe von sowjetischen Satellitenaufnahmen ein unterirdischer Atomtest vereitelt. Die Aufnahmen zeigten, dass die Arbeiten für einen Tiefentest in einem ziemlich fortgeschrittenen Stadium waren. Hierin intervenierten die sich im kalten Krieg feindlich gegenüberstehenden Atommächte USA, Frankreich und die Sowjetunion gemeinsam.

Ende der 1980er entstanden in Südafrika erste Ansätze dem Nichtverbreitungsvertrag (NVV) beizutreten. Voraussetzung der südafrikanischen Führung zu diesem Schritt war, dass sich Länder aus der selben Region diesem ebenfalls unterwerfen würden.

Am 10.07.1991 wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt. Zusammen mit Sambia und Tansania vollzog es den Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag. Konsequenz dessen war das sofort gültige Verbot der Weiterentwicklung von Atomwaffen, deren Produktion und Vertrieb sowie der Import und Export atomarer Waffen.

Mit diesem Schritt läutete Südafrika eine Trendwende in seiner Wirtschaftspolitik ein. Ziel war es die Berg- und Luftfahrttechnik, Nahrungsmittelproduktion und den Umweltschutz zu fördern. Als Gründe für diesen Politikwechsel sind genauso wie die Abschaffung der Apartheid im darauffolgenden Jahr die andauernde Isolation vom internationalen politischen Prozess und der Ausschluss von der wirtschaftlichen Zusammenarbeit anzuführen.

Wie weit das Atomprogramm der Südafrikaner letztendlich fortgeschritten war, wurde erst 1993 bekannt. Präsident De Klerk bekannte in einer Rede, dass "Südafrika im überschaubaren Rahmen eine atomare Leistungsfähigkeit entwickelt habe und sie erst vor dem Beitritt zum NVV demontiert und zerstört habe".

Dieser Zutritt zum NVV ist von symbolischer Wirkung und gilt aufgrund seiner freiwilligen Basis als Meilenstein im Einsatz gegen die Atomwaffenverbreitung. Gleichzeitig ist er ein exemplarisches negatives Beispiel, weil Südafrika den Vertrag jederzeit kündigen und die Produktion des waffenfähigen Urans wieder aufnehmen könnte. Die hierzu benötigte Technologie und das Wissen sind noch vorhanden. (GO)

Stand: Februar 2009

► Quellen

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