12.06.2023
Es sind heute zwei neue Publikationen erschienen: das schwedische Forschungsinstitut SIPRI-Jahrbuch 2023 und eine Studie von der internationalen Kampagne zu Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) zu den Ausgaben für Atomwaffen weltweit im Jahr 2022.
Laut dem neuen SIPRI Jahrbuch modernisieren alle neun nuklear bewaffneten Staaten weiterhin ihre Nukleararsenale und mehrere haben 2022 neue nuklear bewaffnete oder nuklearfähige Waffensysteme angeschafft.
Vom weltweiten Gesamtbestand von schätzungsweise 12.512 Sprengköpfen im Januar 2023 befanden sich etwa 9.576 Sprengköpfe in militärischen Lagerbeständen für den potenziellen Einsatz – das sind 86 mehr als im Januar 2022. Davon waren schätzungsweise 3.844 Sprengköpfe stationiert, und etwa 2.000 - fast alle im Besitz Russlands oder der USA - wurden in hoher Alarmbereitschaft gehalten, d. h. sie waren in Raketen eingebaut oder befanden sich auf Flugplätzen, auf denen Atombomber stationiert waren.
Die von SIPRI geschätzte Größe von Chinas Atomwaffenarsenal stieg von 350 Sprengköpfen im Januar 2022 auf 410 im Januar 2023, und es wird erwartet, dass es weiterwächst. Je nachdem, wie China seine Streitkräfte strukturiert, könnte das Land bis zum Ende des Jahrzehnts über mindestens so viele ballistische Interkontinentalraketen (ICBM) verfügen wie die USA oder Russland. Indien und Pakistan scheinen ihre Atomwaffenarsenale auszubauen, zudem haben beide Länder im Jahr 2022 neue Typen von nuklearen Trägersystemen eingeführt und weiterentwickelt. Nordkorea priorisiert sein militärisches Nuklearprogramm weiterhin als zentrales Element der nationalen Sicherheitsstrategie. Während Nordkorea im Jahr 2022 keine weiteren Nukleartests durchführte, hat es mehr als 90 Raketentests durchgeführt.
Die jährliche Studie zu den Atomwaffenausgaben von ICAN zeigt, dass die neun Atomwaffenstaaten 2022 insgesamt knapp 77 Milliarden Euro (83 Milliarden US-Dollar) ausgegeben haben. Umgerechnet auf die Minute sind das über 146.000€ pro Minute. Damit steigt die Summe auf 3% mehr als 2021.
Die USA gab 2022 mit 43,7 Milliarden US-Dollar am meisten aus, mehr als alle anderen Atomwaffenstaaten zusammen. China gab mit 11,7 Milliarden US-Dollar nur ein Viertel der US-Summe aus und Russland belegt den dritten Platz mit 9,6 Milliarden, 5,74% mehr als 2021. Die größte Steigerung verzeichnet Indien mit 21,8%.
Dem Bericht zufolge erhielten die Atomwaffenhersteller im Jahr 2022 neue Aufträge im Gesamtwert von knapp 16 Milliarden US-Dollar und gaben im Gegenzug 113 Millionen US-Dollar für Lobbyarbeit bei den Regierungen allein in den USA und Frankreich aus. Länder mit Atomwaffen haben Verträge mit Unternehmen im Wert von mindestens 278,6 Milliarden Dollar, die in manchen Fällen bis zum Jahr 2040 laufen. (xh)
Quellen:
SIPRI: States invest in nuclear arsenals as geopolitical relations deteriorate - new SIPRI yearbook out now, 12.06.2023
ICAN: Nuclear weapons spending increases while global security decreases, 12.06.2023
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