Nordkorea besitzt ein bedeutendes ballistisches Raketenprogramm und ist zudem einer der aktivsten Exporteure ballistischer Raketensysteme, -Komponenten und -Technologien in andere Ländern wie Pakistan, Iran, Libyen, etc. Das Regime stützt seine Verteidigung zusehends auf Abschreckung durch Massenvernichtungswaffen, vor allem gegenüber den USA. Anscheinend ist das Ziel, neben der Entwicklung einer Wasserstoffbombe, eine atomar bestückbare Interkontinentalrakete (ICBM, Intercontinental Ballistic Missile) zu bauen, welche die USA erreichen kann. Nordkorea behauptet beide Ziele erreicht zu haben. ExpertInnen sind aber noch skeptisch.
Anfangs erhielt Nordkorea über viele Jahre Hilfe aus der Sowjetunion und China für ihr Raketenprogramm. Aber seit den letzten Jahren werden die Raketen vermehrt getestet. Unter Kim Jong-un wurden bereits über 70 Raketentests durchgeführt, weit mehr als noch unter seinem Vater und Großvater zusammen (46).
Laut US-Quellen besitzt Nordkorea über 600 stationierte Kurzstreckenraketen und ca. 200 Mittelstreckenraketen. Die Taepodong-2 ICBM hat bereits zwei Satelliten ins Weltall befördert. Zwei weitere ICBMs sind noch in der Entwicklung – die KN-08 und KN-14 – welche jedoch noch ungetestet sind. Im Januar 2017 verkündete Kim Jong-un, dass die letzten Vorbereitungen für den ersten ICBM-Test stattfanden. Donald Trump drohte über Twitter, dass der Start einer ICBM niemals zugelassen werden dürfte.
Nordkorea ist weder Mitglied des Raketentechnologie-Kontrollregimes (MCTR, Missile Technology Control Regime) noch des Haager Kodexes gegen die Verbreitung ballistischer Raketen (HCOC, Hague Code of Conduct against Ballistic Missile Proliferation). Kurz vor dem Start der Taepodong-2 schloss sich Nordkorea, um „internationales Vertrauen zu fördern“, dem Weltraumvertrag an. Die Rakete soll lediglich einen Satelliten ins Weltall bringen und damit friedlichen Zwecken dienen. Davon unbeeindruckt verurteilte der UN-Sicherheitsrat den Raketenstart, der von vielen Staaten als verdeckter ICBM-Test angesehen wird.
Tabelle: Nordkoreas ballistische Raketen
Rakete | Reichweite (km) | Tragkraft (kg) | Bemerkung |
---|---|---|---|
Kurzstreckenraketen | |||
KN-01 | 160 | ~500 | Antischiff Cruise Missile (ASCM), nuklearwaffenfähig (250 oder 500 KT), wahrscheinlich betriebsbereit |
KN-02, Toska | 120-170 | 250/485 | betriebsbereit seit 2006, konventionell, C-Waffen, landgestützt, mobil, nach SS-21 gebaut |
Hwasong-5 | 300 | 985 | betriebsbereit seit 1986, konventionell, C- und B-Waffen, landgestützt, mobil, Scud B-Variante |
Hwasong-6 | 500 | 700-770 | betriebsbereit seit 1992, konventionell, C- und B-Waffen, landgestützt, mobil, Scud C-Variante |
Hwasong-7 | 800-1.000 | 500 | betriebsbereit seit 1994, konventionell, C-Waffen, landgestützt, mobil, Scud ER-Variante |
KN-11, Pukguksong-1 | 900 | ? | seegestützt, noch in Entwicklung, 1. Test Mai 2015. |
Mittelstreckenraketen | |||
No-dong | 1.200-1.500 | 1.200 | betriebsbereit seit 1994, nuklearfähig, landgestützt, mobil |
KN-15 (KN-11 Mod 1), Pukguksong-2 | 1.200-2.000 | ? | in Entwicklung, 1. Test Feb 2017, nuklearfähig, landgestützt, mobil |
Taepong-1 | 2.000-5.000 | 20.700 | obsolet |
Musudan BM-25, Mirim, No-Dong B | 2.500-4.000 | 500-1.200 | in Entwicklung, nuklearfähig |
Interkontinentalraketen | |||
KN-08, Hwasong-13 | 5.500-11.500 | ? | landgestützte, mobile ICBM, in Entwicklung |
KN-14, KN-08 Mod 2 | 8.000-10.000 | ? | landgestützte, mobile ICBM, in Entwicklung |
Taepodong-2, Unha-3 | 4.000-15.000 | 1.000-1.500 | Weltraumvehikel/ICBM, betriebsbereit, zweistufige und dreistufige Versionen |
Quelle: Center for Strategic and International Studies (CSIS) Missile Defense Project, 2016
Bearbeitungsstand: April 2017
Freundeskreis Nordkorea: Der Fortschritt Nordkoreas ist nicht aufzuhalten, 01.04.2017
Spiegel online: Videoanalyse zu Nordkoreas Bombentest: "China wird vorgeführt", 06.01.2016
Focus online: Mit Atomwaffen: So hart hätten die USA auf einen Grenzübertritt Nordkoreas reagiert, 17.10.2014