Obwohl Frankreich den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat und sich damit zur Abrüstung seiner Nuklearwaffen verpflichtet hat, gibt es keine Anzeichen dafür, dass Frankreich auf sein Atomwaffenarsenal künftig verzichten will. Im Gegenteil, Frankreich ist dabei, neue Atomwaffen und U-Boote zu stationieren. Mit fast 300 Atomwaffen verfügt das Land über das viertgrößte nukleare Arsenal der Welt nach den USA, Russland und China.
Frankreich verfügt zurzeit über zwei nukleare Waffensysteme: Seegestützte ballistische Raketen (SLBM), die auf atombetriebenen U-Booten stationiert sind und Luft-Boden-Raketen mittlerer Reichweite.
Vier mit Atomwaffen bestückte U-Boote (SSBN) vom Typ Triomphant sind zurzeit im Betrieb, Le Triomphant, Le Téméraire, Le Vigilant und Le Terrible. Wenn sie nicht auf Patrouille sind, befinden sie sich im île Longue Stutzpunkt in der Nähe von Brest in der Bretagne. Jedes U-Boot kann mit bis zu 16 Atomraketen vom Typ M51 bestückt werden. Da ein U-Boot immer gewartet wird, hat Frankreich nur genug Raketen für drei U-Boote.
Die M51-Rakete hat die M45 2016 ersetzt. Die M51.1 kann bis zu sechs MIRV-Sprengköpfe vom Typ TN75 mit bis zu 100 Kilotonnen Sprengkraft zum Einsatz bringen. Wahrscheinlich sind die Raketen nur mit je fünf Sprengköpfe bestückt. Sie haben eine Reichweite von 6.000 km und ist präziser als die M45. Die zweite Version (M51.2) wurde 2016 getestet und trägt einen neuen robusteren Sprengkopf - die tête nucléaire océanique (TNO) und ist seit 2018 auf dem Le Téméraire in Betrieb. Alle U-Boote sollen bis 2020 mit den neuen Sprengköpfen bestückt werden. Eine neue 3. Version (M51.3) ist in Entwicklung.
Für die Zukunft ist die Einführung neuer atombetriebener U-Boot (SSN) (Typbezeichnung: SNLE-3G) mit speziellen Angriffsfähigkeiten geplant, um die Triomphant-Klasse SSBNs zu ersetzen. Diese nächste Generation ist für 2035 geplant.
Frankreich besitzt ca. 40 Luft-Boden-Raketen mittlerer Reichweite (ASMPA=Air-Sol Moyenne Portée-Améliorée), die von den Flugzeugen des Typs Rafale BF3 eingesetzt werden können. Jedes Flugzeug kostete ca. 100 Millionen Euro, ohne die Entwicklungskosten. Die neuen Flugzeuge kommen sowohl bei Luftwaffe als auch bei der Marine zum Einsatz. Die Raketen haben eine größere Reichweite von bis zu 2.000 km und einen Atomsprengkopf (TNA= Tête Nucléaire Aero-portée) mit einer Sprengkraft von bis zu 300 KT (Kilotonnen). Die Raketen können auf Flugzeugen an Bord des Flugzeugträgers Charles de Gaulle eingesetzt werden.
Laut Spiegel bot der damalige Präsident Frankreichs Sarkozy Deutschland 2007 während eines gemeinsames Mittagessens im brandenburgischen Merseburg eine Teilhabe an den französischen Atomwaffen an. Frankreich könne mit seine „Force de Frappe" Deutschland beschützen, so Sarkozy. Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier lehnte das Angebot ab. Steinmeier sagte, Deutschland strebe den Besitz von Atomwaffen nicht an und diese Position sei ein Grundpfeiler seiner Nachkriegspolitik. Die Debatte um eine deutsch-französische und europäische Zusammenarbeit bei Atomwaffen löste auch Februar 2020 viel Kritik aus, weil Emmanuel Macron für Gespräche über eine europäische Abschreckungspolitik warb. Seine Äußerungen führte zur Spekulation, er biete eine Teilhabe an Frankreichs nukleare Abschreckung andere EU-Staaten an. Macron wurde aber nicht konkreter.
Im März 2008 kündigte Präsident Nicolas Sarkozy an, das französische Atomarsenal deutlich zu reduzieren. Im April 2010 meinte Sarkozy am Rande des Nukleargipfels in Washington, dass Frankreich bereits die Zahl der Sprengköpfe um ein Drittel reduziert hätte, womit die Zahl bei 300 liegen würde. "Wir behalten für uns das strikte Minimum, um die Sicherheit unseres Landes zu gewährleisten" sagte er. Er begründet die Beibehaltung von Atomwaffen mit der Terrorismusgefahr.
Frankreich und Großbritannien haben im November 2010 einen Kooperationsvertrag für die nächsten 50 Jahre abgeschlossen, in dem sie das Forschen an und Testen von Atomwaffen künftig gemeinsam durchführen werden, um Kosten zu sparen. Im März 2010 haben beide Länder auch Gespräche über gemeinsame U-Boot Patrouillien abgehalten.
Bearbeitungsstand: Februar 2020
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Quelle: World Nuclear Forces 2024, SIPRI-Jahrbuch
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