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Dimona

Der Kern des israelischen Atomwaffenprogramms befindet sich im Negev Atomforschungszentrum in der Nähe des Wüstenortes Dimona und wird daher meistens als „Dimona“ bezeichnet. Hier werden alle Atommaterialien hergestellt.

Obwohl es nie von der israelischen Regierung offiziell zugegeben wurde, besitzt Israel laut Schätzungen von Experten das größte und am höchsten entwickelte nukleare Arsenal außerhalb der fünf offiziell anerkannten Atomwaffenstaaten. Die meisten Schätzungen über die Zahl der Atomsprengköpfe im Besitz von Israel (80-200) wurden auf der Grundlage der geschätzten Plutoniummenge grob kalkuliert, die in der Dimona-Atomanlage über die Dauer seines Betriebes hergestellt werden könnte.

Die Bauarbeiten an der Dimona-Atomanlage nach einem französischen Design (wie Marcoule) begannen bereits 1957. Der Reaktor, der mit Natururan und Deuterium betrieben wird, ging 1963 in Betrieb. Israel baut kleine Mengen Urans in der Negev-Wüste ab und erhielt in der Anfangzeit des Betriebs 10 Tonnen Uran aus Südafrika.

Laut dem israelischen Atomtechniker Mordechai Vanunu arbeiteten im Jahr 1986 2.700 Arbeiter im Dimona-Komplex in neun Gebäuden (Machon). Machon-1 ist der Reaktor mit einem 30 Meter hohen silbernen Dom. Über Machon-2 gibt es die meisten Informationen, weil Mordechai Vanunu dort arbeitete. Die oberirdischen Gebäude von Machon-2 scheinen nur Büros, eine Kantine, Lager usw. zu beinhalten. Der unterirdische Bau habe sechs Ebenen, wo eine Plutoniumtrennungs- und eine -herstellungsanlage und eine Fabrik für Bombenkomponenten untergebracht seien. Die Trennungsanlage befinde sich in einer Halle, die über vier Ebenen reiche. Eine Herstellungsphase dauere 34 Wochen lang und würde einmal im Jahr stattfinden. Dabei würden ca. 40 kg Plutonium für Waffenzwecke hergestellt. Ansonsten bleibe die Anlage geschlossen.

Der International Panel on Fissile Materials (IPFM) schätzt die Gesamtmenge des hergestellten Plutoniums über die letzten 50 Jahren auf 840 Kilogramm, genug für 168 bis 210 Atomsprengköpfe (bei fortschrittlichem Design). Allerdings sind Hans Kristensen und Robert Norris, Autoren vom Nuclear Notebook, der Meinung, dass Israel nicht die gesamte Menge des hergestellten Plutoniums für Waffen verwendet, sondern einiges Material in Reserve bleibe. Sie glauben, dass Israel nicht mehr Atomwaffen herstellen würde, als das Land dafür Trägersysteme hat.

In Machon-8 und -9 wird laut Vanunu Uran mit Zentrifugentechnologie oder Laserisotopentechnologie angereichert. Die anderen Gebäude enthielten u.a. Anlagen für die Herstellung von Brennelementen, für Urankonversion, für Müllverarbeitung sowie für die Herstellung von Munition mit abgereichertem Uran. Das Tritium für die Erhöhung der Explosivkraft der Atombombe werde ebenfalls in Dimona hergestellt. Israel hätte zwischen 1977 und 1979 30g Tritium an Südafrika geliefert.

Es gibt Berichte über einige Unfälle in Dimona. Im Jahr 1957 während der Bauzeit soll ein Wissenschaftler bei einem Unfall schwer mit Polonium kontaminiert worden sein. Angeblich ereignete sich im Jahr 1966 ein kritischer Unfall, bei dem ein Mitarbeiter starb und ein Areal stark kontaminiert wurde. Das darauf folgende Aufräumen dauerte Wochen an und der Reaktor blieb monatelang geschlossen. In den frühen 1990er Jahren brach auf dem Reaktorgelände ein großes Feuer aus. 1994 soll nach schwerem Regen das Wasser aus den Reaktorpools übergelaufen sein. Zudem gibt es Berichte über mehr als 120 Krebsfälle unter den Anlagenmitarbeitern, über 50 Fälle stehen momentan vor dem Gericht. Manche einigten sich außergerichtlich und erhielten Geld, solange sie bereit waren, eine Verbindung mit Dimona zu leugnen.

Es gibt außerdem Berichte über Atomtests in der Negev-Wüste und die Beteiligung Israels an den Atomtests von Frankreich und Südafrika.

Es ist nicht bekannt, was mit dem Atommüll aus der Dimona-Anlagenkomplex geschieht. Menschen in der Umgebung befürchten, dass bereits eine Umweltverseuchung stattgefunden hat. Experten schätzen die Menge des gefährlichen Mülls auf ca. 200 qm pro Jahr, d.h. über 8.000 qm Atommüll sind über die Betriebsdauer der Anlage eventuell angefallen. Vermutlich wurde dieser Atommüll in Stahlfässer in der Nähe des Reaktors begraben. Atommüll ist aber stark ätzend und über die Zeit kann es – wie in der Asse in Deutschland – zu unterirdischen Lecks gekommen sein. xh (Quellen: Nuclear Notebook, Avner Cohen; Michael Karpin, Anas Abu Arqoub)

Bearbeitungsstand: Juni 2016

Bild oben: Dimona-Atomanlage in Israel, von einer Satellit 1968 aufgenommen. Foto: gemeinfrei

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